Dr. Detlef Nachtigall


COPD Lungen­funktionstest: Welche Verfahren gibt es?

Lesedauer ca. 3 Minuten

Um eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung nachzuweisen und den Verlauf zu überwachen, gibt es verschiedene Untersuchungs­methoden. Einige davon müssen mit speziellen Messgeräten in der Arztpraxis durchgeführt werden. Zusätzlich haben Patient*innen die Möglichkeit, zu Hause selbst zu überprüfen, wie gut sie atmen können.

Eine ältere Person pustet in einen Peak-Flow-Meter.


COPD Lungen­funktionstest: Welche Verfahren gibt es?

Eine ältere Person pustet in einen Peak-Flow-Meter.

Lesedauer ca. 3 Minuten

Um eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung nachzuweisen und den Verlauf zu überwachen, gibt es verschiedene Untersuchungs­methoden. Einige davon müssen mit speziellen Messgeräten in der Arztpraxis durchgeführt werden. Zusätzlich haben Patient*innen die Möglichkeit, zu Hause selbst zu überprüfen, wie gut sie atmen können.

Definition: Lungenfunktionstest

Unter den Bereich Lungenfunktionstest oder Lungenfunktions­prüfung (oft „Lufu“ abgekürzt) fallen in der Lungenheilkunde (Pneumologie) unterschiedliche Verfahren zur Prüfung des Zustands und der Leistungs­fähigkeit der Lunge. Das heißt, die Tests zeigen auf, wie viel Luft ein Mensch ein- und wieder ausatmet. Dadurch lassen sich Lungen­erkrankungen erkennen, deren Schwere beurteilen sowie der Krankheits­verlauf beobachten. Die zwei wichtigsten Verfahren bei COPD sind die Spirometrie und die Ganzkörper-Plethysmographie (Bodyplethysmographie).

COPD-Lungenfunktionstest: Spirometrie

Die Spirometrie (lateinisch: spirare = atmen) wird auch „kleiner Lungen­funktions­test“ oder „kleine Lungenfunktion“ genannt. Es handelt sich dabei um ein Verfahren zur Messung der Luftmenge beim Ein- und Ausatmen sowie der Geschwindigkeit des Luftstroms. Die Untersuchung wird bei Hausärzt*innen oder Lungenfachärzt*innen in der Praxis gemacht. Die Patient*innen sitzen aufrecht und atmen über ein Mundstück in einen Schlauch aus, welcher an ein Messgerät, das Spirometer, angeschlossen ist. Dann wird so kräftig und so lange wie möglich ausgeatmet. Tiefe und Stärke der Atemzüge werden dabei vom medizinischen Fachpersonal vorgegeben. Die Nase wird mit einer Klemme verschlossen, damit die Atmung nur über den Mund erfolgt. Das Spirometer erfasst pro Atemzug die Menge der ein- und ausgeatmeten Luft.

Die Spirometrie wird in den aktuellen Nationalen VersorgungsLeitlinien für alle Menschen mit Verdacht auf eine COPD-Erkrankung empfohlen. Sie dient sowohl zur Diagnose­stellung als auch zur Überwachung des Krankheits­verlaufs. Damit lässt sich feststellen, ob eine Verengung der Atemwege (Obstruktion) vorliegt, wie stark diese ausgeprägt ist und ob bei Betroffenen die Medikamente anschlagen.

Welche Werte werden bei der Spirometrie gemessen?

Um eine COPD zu ermitteln und den Krankheitsverlauf zu beobachten, sind vor allem zwei Werte wichtig, die Forcierte Vitalkapazität (FVC) und die Einsekundenkapazität (FEV1). Mit diesen beiden Werten lässt sich feststellen, ob

das Fassungsvermögen der Lunge normal groß oder durch eine Erkrankung vermindert ist und ob

die Atemluft aus der Lunge ungehindert ausströmen kann oder behindert wird.

Forcierte Vitalkapazität (FVC): Sie gibt das Lungenvolumen an, das nach maximaler Einatmung mit maximaler Geschwindigkeit (forciert) ausgeatmet werden kann.

Einsekundenkapazität (FEV1): Sie gibt das maximale Volumen an, das nach kompletter Einatmung unter stärkster Anstrengung schnellstmöglich in der ersten Sekunde ausgeatmet werden kann. Die Einsekunden­kapazität gibt Auskunft darüber, wie stark die Bronchien verengt sind, zum Beispiel bei Menschen, die von Asthma oder der chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung betroffen sind. Ist das der Fall, ist die Einsekunden­kapazität (FEV1) verringert. Der Wert ist die Kennzahl für die Festlegung des COPD-Schweregrades

Es kann sein, dass die COPD in der Spirometrie nicht erkennbar ist, aber durch die Ganzkörper-Plethysmographie nachgewiesen werden kann.

Ganzkörper-Plethysmographie (Bodyplethysmographie)

Die Ganzkörper-Plethysmographie wird in der Praxis auch „großer Lungen­funktions­test“ oder „große Lungenfunktion“ genannt. Die Untersuchung wird bei Lungen­fachärzt*innen durchgeführt. Patient*innen sitzen in einer luftdicht verschlossenen Kammer und atmen in ein Mundstück ein und aus. Durch die Bewegungen im Brustkorb beim Ein- und Ausatmen verändert sich der Druck in der Kammer, welcher mit einem Sensor gemessen wird. Das Verfahren liefert genauere Daten und zusätzliche Ergebnisse zur Spirometrie und wird daher häufig damit kombiniert. Außerdem müssen die Patient*innen nicht so stark „mitarbeiten“ wie beim kleinen Lungenfunktionstest. Ruhige Atemzüge reichen aus. Das macht die Methode auch für Personen gut geeignet, für die das verstärkte Ausatmen bei der Spirometrie sehr anstrengend ist, zum Beispiel solche, die bereits schwer an COPD erkrankt sind.

Gemessen wird unter anderem:

Atemwegswiderstand (Raw, englisch: airway resistance): Das ist laut Definition der Strömungs­widerstand in den Atemwegen für den Luftstrom bei der Atmung. Er ist erhöht, wenn eine Verengung der Atemwege vorliegt.

Residualvolumen (RV): Die Menge an Restluft, die nach dem maximalen Ausatmen in der Lunge verbleibt, gibt Aufschluss darüber, ob bei einem Lungenemphysem eine Überblähung der Lunge vorliegt. Denn das RV ist beim Lungenemphysem unumkehrbar (irreversibel) erhöht.

Selbsttest für zu Hause: Peak-Flow-Meter

Ist bei Ihnen bereits eine Lungenerkrankung wie COPD festgestellt worden, ist die Peak-Flow-Messung ein gutes Verfahren zur Selbstkontrolle Ihrer Atemfunktion. Dabei messen Sie selbst über den Tag verteilt, wie stark Sie maximal ausatmen können, indem Sie den sogenannten Peak Expiratory Flow (kurz PEF, englisch: peak flow = Spitzendurchfluss) ermitteln. Dazu nehmen Sie einen maximalen Atemzug und pusten so stark wie möglich in ein handliches Messgerät mit Mundstück, das Peak-Flow-Meter.

Lassen Sie sich die Anwendung durch Ihr medizinisches Fachpersonal erklären und messen Sie Ihre Lungen­funktion ein- oder zweimal pro Tag. So können Sie Veränderungen der Werte schnell feststellen, wie sie zum Beispiel bei Atemwegs­infekten oder einer zunehmenden Verengung der Atemwege auftreten. Bei Veränderungen informieren Sie Ihre*n Ärzt*in, damit gegebenen­falls die Therapie angepasst werden kann.

ZUSAMMENFASSUNG

Lungenfunktionstest oder Lungenfunktionsprüfung (oft zu „Lufu“ abgekürzt) sind Oberbegriffe für unterschiedliche Verfahren in der Lungenheilkunde (Pneumologie). Die Untersuchungen prüfen den Zustand und die Leistungs­fähigkeit der Lunge, wodurch Lungen­erkrankungen erkannt, deren Schwere beurteilt sowie der Krankheits­verlauf überwacht werden kann. Die zwei wichtigsten Verfahren bei COPD sind die Spirometrie und die Ganzkörper-Plethysmographie (Bodyplethysmographie). Sie müssen mit speziellen Messgeräten in der Arztpraxis durchgeführt werden.

Wenn bei Ihnen bereits eine Lungen­erkrankung festgestellt worden ist, können Sie zu Hause selbst überprüfen, wie gut sie atmen können: Mit einem speziellen Messgerät, dem Peak-Flow-Meter, messen Sie den Luftstrom während der Ausatmung. Dadurch erkennen Sie frühzeitig eine Verschlechterung ihrer Lungenfunktion.