Dr. Detlef Nachtigall


Welche Ursachen hat die Erkrankung?

Lesedauer ca. 4 Minuten 

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) kann unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigste ist Rauchen – doch auch lebenslange Nichtraucher*innen können von der Erkrankung betroffen sein. Ebenso spielen bei der Entstehung der COPD in unserer Lunge gleich mehrere Prozesse eine Rolle.

Ein ältere Mann sitzt auf einer Treppe und guckt nachdenklich in eine Richtung.

COPD:
Welche Ursachen hat die Erkrankung?

Ein ältere Mann sitzt auf einer Treppe und guckt nachdenklich in eine Richtung.

Lesedauer ca. 4 Minuten 

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) kann unterschiedliche Ursachen haben. Die häufigste ist Rauchen – doch auch lebenslange Nichtraucher*innen können von der Erkrankung betroffen sein. Ebenso spielen bei der Entstehung der COPD in unserer Lunge gleich mehrere Prozesse eine Rolle.

Definition: Was ist COPD?

Der Begriff COPD stammt aus dem Englischen und ist eine Abkürzung für „chronic obstructive pulmonary disease“, zu Deutsch: chronisch-obstruktive Lungenerkrankung. Diese Wörter geben bereits einen Hinweis auf zwei wichtige Merkmale, die die COPD kennzeichnen: Sie ist eine chronische, also dauerhafte Erkrankung, bei der die Atemwege verengt („obstruktiv“ = „verengt“ beziehungsweise „verschließend“) sind. Auch durch Gabe von Medikamenten können sich die Schädigungen nicht mehr vollständig zurückbilden.

Der Begriff COPD beschreibt eine Gruppe von Krankheiten, die mit Veränderungen der Atemwege und/oder der Lungenbläschen (Alveolen) einhergehen. Zu den typischen Symptomen  zählen Husten, Auswurf und Atemnot. Insbesondere die Ausatmung fällt Betroffenen schwer. In Deutschland sind etwa drei Millionen Menschen von dieser „Volkskrankheit“ betroffen, Männer etwas häufiger als Frauen.1 Die Krankheit ist bislang nicht heilbar und die Symptome können für Betroffene eine starke Belastung darstellen.

Die COPD ist eine Erkrankung, bei der die Verengung der Atemwege oft fortschreitet. Die Lungenfunktion kann somit stetig abnehmen und die Lebensqualität einschränken. Doch die richtige Therapie kann Beschwerden lindern und bestenfalls dazu beitragen, das Risiko für plötzliche Verschlech­terungen (Exazerbationen) zu senken.

Welche Formen gibt es?

COPD ist ein Sammelbegriff: Man unterscheidet zwei Hauptformen, die auch kombiniert auftreten können:

COPD mit chronisch-obstruktiver Bronchitis
Bei einer chronisch-obstruktiven Bronchitis handelt es sich um eine Erkrankung der Lunge, bei der die Bronchien, also Teile der größeren Atemwege,  dauerhaft entzündet und verengt sind.

▸ COPD mit Lungen­emphysem
In unseren winzigen Lungenbläschen, den Alveolen, findet der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid statt. Eng an eng sitzen sie wie die Beeren einer Weintraube aneinander. Bei einem Lungen­­emphysem jedoch sind die dünnen Trennwände der Lungen­läschen teilweise zerstört. Die Folge: Es bilden sich große, mit Luft gefüllte Blasen, wodurch der Austausch von Gas massiv gestört werden kann und es zu Problemen beim Ausatmen kommt.

So entsteht ein Lungenemphysem

Abb. mod. nach Lungeninformationsdienst/Helmholtz Zentrum München

Was sind die Ursachen der COPD?

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die eine Entstehung der COPD begünstigen können. Die häufigste Ursache ist das Rauchen: Bei etwa neun von zehn Patient*innen kann die Lungenerkrankung auf den wiederholten Griff zur Zigarette zurückgeführt werden.2

Doch auch wenn Sie Nichtraucher*in sind, können Sie erkranken. So deuten Studien darauf hin, dass Personen, die in ihrer Kindheit Passivrauch ausgesetzt waren, dadurch gesund­heitlich beeinträchtigt werden können und ein erhöhtes Risiko haben, an einer COPD zu versterben. Dabei steigt das Risiko, je länger und stärker die Kinder dem Passivrauch ausgesetzt sind.

Zudem kommen unter anderem folgende Faktoren als Ursache der Krankheit infrage:

▸ Ursache Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Bei der vererbbaren Stoffwechselkrankheit wird der Eiweißstoff Alpha-1-Antitrypsin nicht oder in nicht ausreichender Menge gebildet. Das Protein hat die Aufgabe, in unserem Körper bestimmte Enzyme auszu­schalten, die Eiweiß­moleküle abbauen. Fehlt Alpha-1-Antitrypsin, können eben diese Enzyme unter anderem das Lungengewebe angreifen.

Gut zu wissen: Bei Personen mit der Diagnose COPD sollte einmalig ein Test auf Alpha-1-Antitrypsin-Mangel erfolgen.

▸ Ursache Umweltbelastung

Insbesondere in einigen Entwicklungsländern zählen erhöhte Mengen von Feinstaub und anderen Schadstoffen in der Luft zu den häufigen Ursachen einer COPD. Doch auch hierzulande kann eine hohe Umweltbelastung den Verlauf einer bereits bestehenden COPD negativ beeinflussen und Exazer­bationen begünstigen.

▸ Ursache Schadstoffbelastung im Beruf

Sie sind in Ihrem Job einer erhöhten Schadstoff­belastung ausgesetzt? Bestimmte Gase, Stäube, Dämpfe oder Rauch können zur Entstehung von COPD führen. Betroffen sind zum Beispiel Beschäftigte im Bergbau, in der Metallverarbeitung oder in der Landwirtschaft.

▸ Ursache Atemwegsinfektionen

Expert*innen vermuten einen Zusammenhang zwischen häufigen schweren Infektionen der Atemwege in der Kindheit und vermehrten Atemwegs­beschwerden im Erwachsenen­alter.

▸ Ursache Frühgeburt

Wird ein Baby zu früh geboren, ist seine Lunge häufig noch nicht vollständig entwickelt. Dies kann dazu beitragen, dass im Erwachsenenalter das Risiko für eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) erhöht ist.

Genetische Veranlagungen
(z.B. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel)
Umweltbelastung
(z.B. Feinstaub, Schadstoffe)
Schadstoffbelastung im Beruf
(z.B. Gase, Dämpfe, etc.)
Häufige und schwere Infektionen
der Atemwege in der Kindheit
Frühgeburt

Wie genau kommt es zur Entstehung der COPD?

Wenn Sie an einer chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung leiden, kann diese im Laufe der Jahre unterschiedliche Stadien beziehungsweise Schweregrade durchlaufen. Die Erkrankung beginnt meist mit einer dauerhaften Entzündung der Atemwege, die zum Beispiel durch Rauchen ausgelöst werden kann. In unseren Atemwegen können daraufhin verschiedene Prozesse ablaufen:

Die Schleimhaut in den Atemwegen schwillt an, es wird vermehrt Schleim gebildet.

Die Selbstreinigung der Lunge wird gestört, da die kleinen Flimmer­härchen durch die Entzündung Schaden nehmen können. Mit ihren wellenartigen Bewegungen sind die Flimmer­härchen normalerweise dafür zuständig, den Schleim Richtung Rachen zu transportieren, wo dieser dann entweder ausgehustet oder verschluckt wird. Können sie diese Aufgabe nicht erfüllen, verbleibt zäher Schleim in den Atemwegen. Für Sie macht sich dies wahrscheinlich durch vermehrten Husten und Abhusten (durch sogenannten produktiven Husten) bemerkbar.

Aufgrund der anhaltenden Schädigungen und Reparaturen kommt es zu einem fehlerhaften Umbau der Lungenstruktur; es entsteht eine Art Narbengewebe.

▸ Die Lungenfunktion verschlechtert sich

Diese Prozesse können dazu beitragen, dass sich Ihre Atemwege verengen. Dadurch wird die Ausatmung erschwert, die Luft kann nicht vollständig aus der Lunge entweichen. Als Folge kann sich im späteren Stadium ein Lungen­emphysem entwickeln. Der Gasaustausch in der Lunge wird dadurch stark erschwert und Ihr Körper kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden – es entsteht Atemnot. Eine rechtzeitige Behandlung ist wichtig, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, sodass eine gute Lungenfunktion so lange wie möglich erhalten bleibt.

ZUSAMMENFASSUNG

Bei der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) sind die Atemwege dauerhaft verengt, sodass Patient*innen insbesondere beim Ausatmen Probleme haben. Sie geht in der Regel mit Husten, Auswurf und Atemnot einher. Die Erkrankung schreitet stetig fort und kann die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken.

Die häufigste Ursache für die COPD ist jahrelanges Rauchen. Doch es gibt noch weitere Faktoren, die eine Entstehung der Lungen­krankheit begünstigen können.

COPD beginnt meist mit einer dauerhaften Entzündung der unteren Atemwege, die unter anderem dazu führt, dass die Selbstreinigung der Lunge gestört wird. Im späteren Stadium kann durch den Verlust von Lungen­bläschen (Alveolen) die Lunge überblähen, das heißt, es kann sich ein Lungenemphysem bilden. Der Gasaustausch in der Lunge wird gestört, der Körper kann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und die Symptome sowie die Lebensqualität der Betroffenen verschlechtern sich weiter.

1 Akmatov, M. K. et al.: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) in der ambulanten Versorgung in Deutschland – Zeitliche Trends und kleinräumige Unterschiede, in: Versorgungsatlas, herausgegeben vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi), 20.08.2019, https://www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/99/VA_19-06_Bericht-COPD_2019-08-20_V2.pdf, abgerufen am 19.12.2022.

2 Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin: COPD – dauerhaft verengte Atemwege, herausgegeben von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, in: Patienteninformation, 09.2021, https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/copd#, abgerufen am 19.12.2022.