Dr. Detlef Nachtigall

COPD-Therapie: Bedarfstherapie oder Dauertherapie?

Lesedauer ca. 4 Minuten

Die Beschwerden der COPD können je nach Ausprägung die Lebens­qualität von Patient*innen deutlich einschränken. Um sie zu lindern, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Bei der Anwendung wird grundsätzlich zwischen einer Bedarfs­therapie und einer Dauer­therapie unterschieden.

Eine Frau mittleren Alters sitz am Tisch und trinkt eine Tasse Kaffee.

COPD-Therapie: Bedarfstherapie oder Dauertherapie?

Eine Frau mittleren Alters sitz am Tisch und trinkt eine Tasse Kaffee.

Lesedauer ca. 4 Minuten

Die Beschwerden der COPD können je nach Ausprägung die Lebensqualität von Patient*innen deutlich einschränken. Um sie zu lindern, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Bei der Anwendung wird grundsätzlich zwischen einer Bedarfstherapie und einer Dauertherapie unterschieden.

Atemnot lindern, Exazerbationen vorbeugen

Die moderne Therapie der chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung (COPD) besteht aus mehreren Säulen. Für Raucher*innen ist dabei die Entwöhnung von der Zigarette eine der wichtigsten Maßnahmen. Neben weiteren nicht medikamentösen Behandlungen empfehlen Mediziner*innen zudem den gezielten Einsatz von Medikamenten. Diese können dazu beitragen, Symptome wie Atemnot zu lindern, das Risiko für Verschlechterungen (Exazerbationen) zu verringern und so die körperliche Leistungs­fähigkeit der Patient*innen zu steigern. Kurz gesagt: Medikamente können dabei helfen, Ihre Lebens­ualität zu erhalten oder zu verbessern.

Die dafür zur Verfügung stehenden Wirkstoffe können entweder bei Bedarf oder dauerhaft eingenommen werden:

Im Rahmen der Bedarfstherapie kommen Medikamente nur bei einer akuten Verschlechterung der Symptome, beispielsweise plötzlicher Atemnot, zum Einsatz. Die entsprechenden Wirkstoffe helfen im Notfall schnell, indem sie die Atemwege in der Lunge erweitern. Ihre Wirkung lässt jedoch nach wenigen Stunden nach.

Zu den Medikamenten der Bedarfstherapie zählen unter anderem kurzwirksame Anticholinergika (SAMA) oder kurzwirksame Beta-Mimetika (SABA).

▸ Bei der Dauertherapie werden Medikamente täglich und langfristig eingenommen. Die Behandlung verfolgt das Ziel, Symptome in Schach zu halten und weiteren Verschlechterungen vorzubeugen. Daher wird diese Art der Behandlung häufig auch als Erhaltungstherapie bezeichnet.

Zum Einsatz kommt unter anderem ein langwirksames Anticholinergikum (LAMA) oder ein Beta-Mimetikum (LABA).

Mit fortschreitender Erkrankung kann es notwendig sein, mehr oder andere Medikamente einzunehmen, um die Symptome der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung im Alltag zu kontrollieren. Ihr ärztliches Fachpersonal wägt dafür deren Wirkung und mögliche Neben­wirkungen sorgfältig gegen­einander ab.

Welche Medikamente kommen zum Einsatz?

Welche Art der Therapie Ihr ärztliches Fachpersonal Ihnen individuell empfiehlt und welches Medikament Ihnen verschrieben wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Insbesondere spielen dabei diese beiden Fragen eine wichtige Rolle:

▸ Wie ausgeprägt sind Ihre COPD-Symptome?

▸ Wie häufig ist es bei Ihnen in der Vergangenheit zu Verschlechterungen (Exazerbationen) gekommen? Exazerbationen können sich beispiels­weise durch zunehmende Atemnot und häufigeren stärkeren Husten bemerkbar machen. Für unseren Körper ist es dann nur noch schwer möglich, sich mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. In besonders schweren Fällen ist eine Notfall­behandlung im Krankenhaus notwendig.

Gut zu wissen: Je nachdem, wie die Antworten auf diese Fragen ausfallen, lässt sich Ihre COPD einer von drei Gruppen zuordnen: A, B oder E.

Bei der Wahl der Therapie spielt jedoch nicht nur die Ausprägung der COPD eine Rolle. Auch Ihre persönlichen Voraussetzungen und Bedürfnisse werden dabei mit einbezogen und beispiels­weise bei der Auswahl eines geeigneten Inhalationssystems berücksichtigt. Gemeinsam mit Ihrem ärztlichen Fachpersonal können Sie so die Behandlung finden, die bestmöglich zu Ihnen passt.

Therapie für Neu-Patient*innen

Bei Patient*innen, bei denen die COPD neu festgestellt worden ist, richtet sich die Therapie unter anderem danach, welcher Gruppe (A, B oder E) sie zugeteilt werden:

▸ Gruppe A: Zur Erweiterung der Atemwege wird ein sogenannter Bronchodilatator eingesetzt. Dabei kann es sich um ein kurzwirksames (SABA, SAMA) oder ein langwirksames Präparat (LABA, LAMA) handeln.

▸ Gruppe B: Für diese Patient*innen ist eine Kombination der langwirksamen Bronchodilatatoren LAMA und LABA sinnvoll.

▸ Gruppe E: Auch hier wird eine Kombination aus LAMA und LABA empfohlen. In bestimmten Fällen kann zusätzlich ein inhalatives Kortison (inhalatives Corticosteroid, kurz ICS) zum Einsatz kommen, das die Entzündung in der Lunge lindern kann. Das ist beispielsweise möglich, wenn sich im Blut von Betroffenen eine erhöhte Konzentration von sogenannten Eosinophilen findet. Dies sind spezielle Zellen unseres Immunsystems. LAMA, LABA und ICS sind auch als Dreier-Kombination (Triple-Therapie) erhältlich.

Anpassung der Therapie

Sie sind bereits aufgrund Ihrer COPD in Behandlung, verspüren aber dennoch stärkere Atemnot oder leiden häufig darunter, dass sich die Erkrankung ver­schlimmert? In diesem Fall sollte Ihre Therapie angepasst werden.

Steht das Problem der Atemnot bei Ihnen im Vordergrund und nutzen Sie bislang nur ein atemwegs­erweiterndes Medikament, wird Ihr ärztliches Fachpersonal Ihnen dazu raten, zwei langwirksame Bronchodilatatoren in Kombination anzuwenden (LAMA + LABA). Zeigt diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg, können weitere Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Dazu zählt beispielsweise der Wechsel auf ein anderes Inhalations­system.

Oder geht es bei der Anpassung der Therapie eher darum, häufige oder schwere Exazerbationen in den Griff zu bekommen?

▸ Falls Sie bislang nur einen Bronchodilatator verwenden, ist die Kombination von LABA und LAMA sinnvoll.

▸ In einigen Fällen kann die zusätzliche Gabe von inhalativen Corticosteroiden (ICS) sinnvoll sein – beispiels­weise wenn unter der Therapie mit LAMA + LABA immer wieder Ver­schlechterungen auftreten oder Verbesserungen ausbleiben. Ihr ärztliches Fachpersonal kann eine solche Triple-Therapie mit LAMA + LABA + ICS immer dann in Betracht ziehen, wenn sich in Ihrem Blut eine bestimmte Konzentration von Eosinophilen findet.

Bei Bedarf können zudem zusätzlich weitere entzündungs­hemmende Wirkstoffe zum Einsatz kommen.

Fragen Sie Ihre*n Ärzt*in um Rat, sobald Sie das Gefühl haben, dass Ihre Beschwerden zunehmen und Ihre Behandlung angepasst werden muss. Gemeinsam finden Sie die für Sie passende COPD-Therapie.

ZUSAMMENFASSUNG

Für die Behandlung der COPD stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die je nach Schweregrad der Erkrankung zum Einsatz kommen. Dabei wird grundsätzlich zwischen einer Bedarfstherapie und einer Dauertherapie (Erhaltungstherapie) unterschieden.

Während bei der Bedarfs­therapie ein Medikament nur bei akuter Atemnot eingenommen wird, erfolgt eine Dauer­therapie täglich und langfristig mit ein oder mehreren Medikamenten. Eine solche Dauer­therapie wird in der Regel bereits Patient*innen der Gruppe A empfohlen.

Kommt es nach der anfänglichen Therapie weiterhin zu Atemnot oder Exazerbationen, muss Ihre Therapie angepasst werden. Hierfür stehen weitere Medikamente zur Verfügung, beispielsweise Kombinations­präparate ohne oder mit inhalierbarem Kortison (ICS). Fragen Sie Ihre*n Ärzt*in, welche Behandlung für Sie die richtige ist.