Dr. Detlef Nachtigall


Sport bei COPD: Darum ist Bewegung so wichtig

Lesedauer ca. 5 Minuten 

Bewegung ist bei der Behandlung der COPD eine wichtige Säule. Denn Sport kann, auch begleitend zur medikamentösen Therapie, Atemnot verringern und Ihre körperliche Leistungs­fähigkeit erhöhen. Ein regelmäßiges Training kann Sie somit dabei unterstützen, Ihr Wohlbefinden sowie Ihre Lebens­qualität zu verbessern.

Ein älterer Mann trägt eine Sportmatte auf seiner Schulter.


Sport bei COPD: Darum ist Bewegung so wichtig

Ein älterer Mann trägt eine Sportmatte auf seiner Schulter.

Lesedauer ca. 5 Minuten 

Bewegung ist bei der Behandlung der COPD eine wichtige Säule. Denn Sport kann, auch begleitend zur medikamentösen Therapie, Atemnot verringern und Ihre körperliche Leistungs­fähigkeit erhöhen. Ein regelmäßiges Training kann Sie somit dabei unterstützen, Ihr Wohlbefinden sowie Ihre Lebens­qualität zu verbessern.

Den Teufelskreis durchbrechen

Atemnot ist ein typisches Symptom der COPD, das Betroffene im Alltag stark einschränken kann. Insbesondere in schweren Stadien der Erkrankung können Aktivitäten wie Treppen­steigen oder Einkaufen für Patient*innen zu einer Heraus­forderung werden.

Doch sich deswegen zu schonen und körperliche Belastungen zu vermeiden, würde das Problem noch verstärken. Denn dies kann in eine Art Teufelskreis führen, unter dem häufig auch die Lebens­qualität stark leidet:

Durch anhaltende Inaktivität kann Ihre Leistungs­fähigkeit weiter nachlassen, da auch Herz und Kreislauf geschwächt werden. Beschwerden wie Atemnot und Kurzatmigkeit können sich dadurch noch verstärken.

Zudem baut unsere Muskulatur ab, wenn wir sie nicht regelmäßig fordern. Das ist insbesondere für COPD-Patient*innen tückisch, denn an unserer Atmung sind verschiedene Muskeln („Atemmuskeln“) unseres Körpers beteiligt.

Durch den Verlust der Muskelkraft kann sich die Lungenfunktion verringern und der Krankheitsverlauf rapide verschlechtern – körperliche Aktivität fällt Betroffenen dadurch häufig noch schwerer als zuvor.

Doch all diese negativen Folgen müssen nicht sein. Denn mit Sport und Bewegung können Sie dem Teufelskreis aktiv entgegenwirken.

Teufelskreis Inaktivität

Abb. eigene Darstellung

Sport: ein Baustein der COPD-Therapie

Mithilfe regelmäßiger körperlicher Belastung können Sie den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, Atemnot reduzieren und Ihre Leistungs­fähigkeit steigern. Daher spielen Sport und Bewegung bei der Therapie von COPD-Patient*innen bei allen Schweregraden der Erkrankung neben der medikamentösen Therapie eine wichtige Rolle.

Eine verbesserte Fitness kann Ihnen zudem dabei helfen, mobiler zu werden und Ihren Alltag selbstständig zu gestalten. Das wirkt sich in der Regel auch positiv auf das seelische Wohlbefinden aus: Die Stimmung steigt, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wächst und depressive Verstimmungen klingen ab.

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Worauf sollte ich beim Training achten?

Bevor Sie mit dem Training loslegen, sollten Sie mit Ihrem ärztlichen Fachpersonal sprechen. Es kann Sie individuell beraten, wie Sie das Training gestalten sollten, um bestmöglich davon zu profitieren.

Besonders am Anfang kann es sinnvoll sein, unter Anleitung zu trainieren, um nichts falsch zu machen und sich nicht zu überfordern. Beginnen Sie langsam und steigern Sie Ihr Sportprogramm – in Absprache mit den Trainer*innen – nach und nach, soweit es Ihr individueller Gesundheits­zustand zulässt.

Wärmen Sie sich vor dem Sport gut auf und wählen Sie das Tempo und die Belastung so, dass Sie während des Trainings noch in ganzen Sätzen sprechen können.

Gut zu wissen: Menschen mit COPD sollten nach Möglichkeit in Begleitung Sport treiben. Dann ist immer jemand zur Stelle und kann Ihnen helfen, falls die körperliche Aktivität beispielsweise akute Atemnot auslöst. Um diese sofort lindern zu können, sollten Sie beim Training Ihre Medikamente für den Notfall parat haben.

▸ Wie oft sollte ich trainieren?

Wie häufig Sie Ihrer Fitness zuliebe trainieren sollten, hängt von Ihrem individuellen Gesundheitszustand ab. In der Regel reichen moderate, dafür aber regelmäßige Aktivitäten aus. Expert*innen empfehlen Menschen mit chronischen Atem­wegs­erkrankungen, pro Woche drei- bis fünfmal für rund 20 bis 60 Minuten Sport zu treiben. Doch an starre Pläne müssen Sie sich dabei gar nicht halten: Versuchen Sie einfach, mehrmals in der Woche entspannt in Bewegung zu kommen.

Welche Sportart ist die richtige für mich?

Expert*innen sind sich darüber einig, dass COPD-Patient*innen keine bestimmte Sportart ausüben müssen, um ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten oder zu steigern. Möglich ist Bewegung jeglicher Art, die auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist und Ihnen Freude macht. Denn am wichtigsten ist es, dass Sie regelmäßig aktiv sind.

▸ Wie stark sind Ihre Beschwerden?

Falls Sie bei körperlicher Belastung nur geringe COPD-Beschwerden verspüren, sind Ausdauersporten wie Schwimmen, Radfahren oder Walking beziehungsweise Nordic Walking gut geeignet, um Ihre Fitness zu steigern. Sie kräftigen Ihr Herz-Kreislauf-System sowie die Lunge und trainieren ausgewählte Muskelgruppen.

Doch auch falls die COPD bei Ihnen bereits weiter fortgeschritten ist, ist regelmäßiges Ausdauertraining wichtig – und auch möglich: Schon tägliche kleine Spaziergänge haben einen positiven Effekt auf Ihre Gesundheit und Ihre Lebensqualität.

▸ Im Studio oder zu Hause

Neben der Ausdauer sollten Sie gezielt Ihre Muskelkraft trainieren. Möglichkeiten hierfür gibt es viele: Yoga, Pilates und Gymnastik eignen sich genauso gut wie Krafttraining im Fitness-Studio mit (leichten) Gewichten oder Übungen mit elastischen Bändern. Letztere können Sie auch zu Hause durchführen.

Lese-Tipp: Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Ihnen Sport und Bewegung bei der Behandlung der COPD helfen können? Umfassende Hintergrundinformationen sowie praktische Tipps und Übungen finden Sie in dem Buch „Training bei COPD. Ein Lehrbuch für Patienten, Angehörige und Interessierte“ von Dr. Oliver Christian Göhl.

Lungensportgruppen: Motivation durch Gemeinschaft

Sie sind lieber in der Gruppe aktiv? Eine Lungensportgruppe hat für COPD-Patient*innen gleich mehrere Vorteile: Die Übungen werden auf die Bedürfnisse der Menschen mit Atemwegserkrankungen zugeschnitten und bieten die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Beim Lungensport leiten ausgebildete Trainer*innen die Teilnehmenden an. Die Übungen werden so ausgewählt, dass sie die Atmung vertiefen, den Brustkorb mobilisieren und die Fitness verbessern, um den Alltag leichter bewältigen zu können.

Lungensport ist ein Reha­sport (Rehabilitationssport) für Menschen mit einer chronischen Lungenkrankheit. Um daran teilnehmen zu können, müssen Sie bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllen und benötigen eine ärztliche Verordnung. Mit einem solchen „Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport“ erhalten gesetzlich Versicherte von ihrer Krankenkasse einen Zuschuss für die Kosten.

Mehr Bewegung im Alltag

Es muss nicht immer das große Sportprogramm sein: Auch im Alltag können Sie einiges dafür tun, körperlich aktiv zu bleiben. Denn häufig lässt sich die Bewegung ganz einfach in den Tagesablauf integrieren:

▸  Machen Sie einmal täglich einen (kleinen) Spaziergang.
▸  Lassen Sie doch das Auto mal stehen und legen Sie kurze Wege stattdessen zu Fuß zurück oder mit dem Fahrrad.
▸  Steigen Sie eine Station früher aus, wenn Sie mit Bus oder Bahn unterwegs sind, beziehungsweise parken Sie das Auto bewusst ein Stückchen von Ihrem Ziel entfernt.
▸  Nehmen Sie die Treppe statt den Aufzug. Es müssen ja nicht gleich drei Stockwerke sein, schon ein paar Stufen reichen zu Beginn aus.
▸  Nutzen Sie jede Gelegenheit, sich in den eigenen vier Wänden zu bewegen: Verzichten Sie zum Beispiel auf ein Tablett und gehen Sie mehrmals hin und her, um den Tisch abzuräumen.

ZUSAMMENFASSUNG

Sport und Bewegung spielen bei der Behandlung von COPD eine zentrale Rolle. Denn wenn Sie als Patient*in über eine längere Zeit inaktiv sind und sich nur wenig bewegen, kann das dazu führen, dass Ihre körperliche Leistungsfähigkeit stetig nachlässt. Der Krankheitsverlauf wird dadurch negativ beeinflusst.

Sportliche Aktivität wiederum kann Ihnen dabei helfen, Atemnot zu lindern, Ihr Wohlbefinden zu verbessern und Ihre Lebensqualität zu erhalten. Ob Walking oder Rehasport: Welche Sportart Sie ausüben, ist zweitrangig – Hauptsache ist, Sie sind regelmäßig aktiv und passen die Belastung Ihrem individuellen Gesundheitszustand an. Fragen Sie Ihre*n Ärzt*in um Rat, bevor Sie mit einem neuen Training beginnen.