Dr. Detlef Nachtigall

COPD: Warum ist die Anamnese so wichtig?

Lesedauer ca. 5 Minuten 

Wenn Sie als Patient*in Beschwerden wie Husten und Atemnot abklären lassen wollen oder zum ersten Mal in einer neuen Praxis vorbeischauen, wird sich der Arzt oder die Ärztin Zeit für ein ausführliches Gespräch nehmen. Die sogenannte Anamnese ist der erste Schritt auf dem Weg zur Diagnose COPD. Sie kann dem Behandelnden zudem Hinweise zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand geben. Auf einige der Fragen können Sie sich vor dem Termin vorbereiten.

Ältere Frau am Schreibtisch sitzt vor ihrem Laptop, lächelt und hält ihre Brille in der Hand

COPD: Warum ist die Anamnese so wichtig?

Ältere Frau am Schreibtisch sitzt vor ihrem Laptop, lächelt und hält ihre Brille in der Hand

Lesedauer ca. 5 Minuten 

Wenn Sie als Patient*in Beschwerden wie Husten und Atemnot abklären lassen wollen oder zum ersten Mal in einer neuen Praxis vorbeischauen, wird sich der Arzt oder die Ärztin Zeit für ein ausführliches Gespräch nehmen. Die sogenannte Anamnese ist der erste Schritt auf dem Weg zur Diagnose COPD. Sie kann dem Behandelnden zudem Hinweise zu Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand geben. Auf einige der Fragen können Sie sich vor dem Termin vorbereiten.

Definition: Was bedeutet Anamnese?

Der Begriff Anamnese stammt aus dem Griechischen und lässt sich mit den Worten „Erinnerung, Gedächtnis“ übersetzen. Es handelt sich um ein intensives Gespräch zwischen Patient*innen und dem ärztlichem Fachpersonal. Die Anamnese dient unter anderem dazu, aktuelle Beschwerden zu erfassen und die individuelle Krankengeschichte (Vorgeschichte) von Patient*innen umfassend zu ermitteln.

Zu diesem Zweck werden von ärztlicher Seite unter anderem Details zu den folgenden Punkten abgefragt:

Ihre aktuellen Beschwerden:

Welche Beschwerden haben Sie?

Seit wann haben Sie diese Symptome?

Wann treten die Beschwerden auf? Zeigen sie sich zu einer bestimmten Tageszeit oder nach bestimmten Tätigkeiten, beziehungsweise verschlimmern sie sich unter bestimmten Bedingungen?

Wie haben sich die Beschwerden entwickelt (bezüglich Dauer und Schwere)

bereits bestehende Diagnosen

bereits durchgeführte und aktuelle Therapien

Ihre Lebensgewohnheiten und Lebensumstände

Ihre Familiengeschichte

Das ärztliche Fachpersonal möchte sich so ein erstes Bild von Ihrem Gesundheitszustand machen. Anschließend folgt in der Regel eine eingehende körperliche Untersuchung. Bei Bedarf kann eine weiterführende Diagnostik in die Wege geleitet werden.

Gut zu wissen: Die Anamnese dient nicht nur dazu, Informationen zu Ihrer Gesundheit zu ermitteln. Insbesondere bei einem Ersttermin – beispielsweise nach dem Wechsel der Facharztpraxis – kann das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin dabei helfen, eine Vertrauensbasis zwischen Ihnen und den Mediziner*innen aufzubauen.

Gut zu wissen: Die Anamnese dient nicht nur dazu, Informationen zu Ihrer Gesundheit zu ermitteln. Insbesondere bei einem Ersttermin – beispielsweise nach dem Wechsel der Facharztpraxis – kann das Gespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin dabei helfen, eine Vertrauensbasis zwischen Ihnen und den Mediziner*innen aufzubauen.

Eigenanamnese oder Fremdanamnese?

In der Regel handelt es sich bei dem Gespräch um eine sogenannte Eigenanamnese: Sie als Patient*in geben dem ärztlichen Fachpersonal persönlich Auskunft über Ihre Gesundheit und Ihre Beschwerden. Findet das Gespräch zwischen dem ärztlichen Fachpersonal und engen Angehörigen von Patient*innen statt, spricht man von einer Fremdanamnese.

Die Anamnese bei COPD

Eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung macht sich unter anderem durch Symptome wie Husten, Auswurf oder Atemnot bemerkbar. Doch derartige Beschwerden können zum Teil auch durch andere Krankheiten verursacht werden. Dazu zählen beispielsweise Asthma oder eine akute Bronchitis.

Die Anamnese ist daher ein wichtiger Bestandteil der COPD-Diagnostik. Berichten Sie über die genannten Symptome, wird Ihr Arzt oder Ihre Ärztin gezielte Fragen stellen, die erste Hinweise auf eine COPD-Erkrankung geben können – beispielsweise, ob Sie rauchen oder geraucht haben. Denn der Konsum von Zigaretten gilt als stärkster Risikofaktor für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung.

Fragen an COPD-Patient*innen

Bei Ihnen wurde bereits eine COPD diagnostiziert? Dann werden Sie im Rahmen der Anamnese wahrscheinlich auch nach Details Ihrer Erkrankung befragt. Ihr ärztliches Fachpersonal kann sich beispielsweise für den Schweregrad der Erkrankung interessieren. In diesem Fall wird es sich unter anderem erkundigen, welches GOLD-Stadium der COPD bei Ihnen festgestellt worden ist und wie hoch Ihr FEV1-Wert (Lungenfunktionswert) ist. Dieser gibt darüber Auskunft, wie stark die Atemwege verengt sind, und wird bei einem Lungenfunktionstest ermittelt. Ebenso werden Ihre aktuelle Therapie und die Häufigkeit der bereits erlebten Verschlechterungen (Exazerbationen) im Gespräch eine Rolle spielen.

Details zum individuellen Verlauf der COPD sind insbesondere dann von Bedeutung, wenn Sie zum Beispiel nach einem Praxiswechsel zu einem Erstgespräch in der neuen Praxis vorbeischauen. Mit welchen weiteren Fragen Sie in diesem Fall rechnen können, lesen Sie hier.

Gut zu wissen: Treten bei COPD-Patient*innen typische Symptome neu oder verstärkt auf, gilt es herauszufinden, ob diese tatsächlich durch die COPD ausgelöst worden sind oder ob eine zusätzliche Krankheit dafür verantwortlich ist. Nicht immer muss eine Erkrankung der Lunge hinter Symptomen wie Kurzatmigkeit, Luftnot oder Müdigkeit stecken. Die Beschwerden können beispielsweise auch auf eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) hinweisen, eine häufige Begleiterkrankung bei COPD.

Gut zu wissen: Treten bei COPD-Patient*innen typische Symptome neu oder verstärkt auf, gilt es herauszufinden, ob diese tatsächlich durch die COPD ausgelöst worden sind oder ob eine zusätzliche Krankheit dafür verantwortlich ist. Nicht immer muss eine Erkrankung der Lunge hinter Symptomen wie Kurzatmigkeit, Luftnot oder Müdigkeit stecken. Die Beschwerden können beispielsweise auch auf eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) hinweisen, eine häufige Begleiterkrankung bei COPD.

Weitere Fragen zur Krankheitsgeschichte

Auch wenn Sie sich mit konkreten Beschwerden an Ihr ärztliches Fachpersonal wenden, hat dieses immer auch Ihre Gesundheit ganzheitlich im Blick. Daher sind bei der Anamnese auch Informationen zu Ihrer Krankheitsgeschichte (Vorgeschichte) interessant, die nicht direkt mit Ihren aktuellen Beschwerden oder der COPD in Verbindung stehen.

Die folgenden Fragen können Ihnen beispielsweise dann begegnen, wenn Sie die Arztpraxis wechseln:

Wurden bei Ihnen weitere chronische Erkrankungen festgestellt? Falls ja, wann war der Zeitpunkt der Diagnose – und wie werden sie behandelt?

Leiden Sie unter psychischen Erkrankungen?

Welche Infektionskrankheiten haben Sie in der Vergangenheit durchgemacht?

Welches Körpergewicht haben Sie? Hat sich dieses in der Vergangenheit verändert, haben Sie eventuell an Gewicht verloren, ohne dies zu beabsichtigen?

Gab es Unfälle mit schweren Verletzungen?

Wurden Sie schon einmal operiert? Falls ja, welche Operationen wurden bei Ihnen durchgeführt?

Hatten Sie bereits einen Krankenhausaufenthalt? Falls dies der Fall ist, aus welchem Grund und wie oft waren Sie in der Klinik?

Haben Sie schon einmal eine Kur oder Reha gemacht? Aufgrund welcher Erkrankung(en) war der Aufenthalt nötig?

Haben Sie Allergien, zum Beispiel gegen bestimmte Wirkstoffe, Pollen oder Nahrungsbestandteile?

Wie ist es um Ihren Impfschutz bestellt? Sind alle empfohlenen Schutzimpfungen auf Stand? Tipp: Für Patient*innen ist es nicht immer einfach, alle nötigen Auffrischungen im Blick zu behalten. Bringen Sie zum Termin in der Praxis daher am besten Ihren Impfpass zum Check mit.

Wie sieht Ihr Lebensalltag aus?

Wohin führte Ihre letzte Urlaubsreise? Haben Sie ein ungewöhnliches Hobby? Auch diese Fragen gehören zu einer umfassenden Anamnese. Denn Ihre Antworten können beispielsweise wertvolle Hinweise darauf geben, ob Sie als COPD-Patient*in in Ihrem Alltag bestimmten Faktoren ausgesetzt sind, die den Verlauf der Lungenerkrankung positiv oder negativ beeinflussen können. Ihr Lebensstil kann sich zudem auf das Risiko auswirken, weitere Erkrankungen zu entwickeln.

Weitere Fragen können sein:

  Wie sieht Ihre Familiensituation aus? Sind Sie ledig oder verheiratet, leben Sie allein oder mit der Familie, haben Sie Kinder?

Wie sind Ihre Schlafgewohnheiten?

Wie aktiv sind Sie im Alltag? Treiben Sie regelmäßig Sport und wie häufig?

Wie ernähren Sie sich? Folgen Sie einem speziellen Ernährungsstil, zum Beispiel kohlenhydratarm oder vegetarisch?

Konsumieren Sie regelmäßig Alkohol oder andere Genussmittel?

Welchen Beruf üben Sie aus? Mit dieser Frage möchte das ärztliche Fachpersonal herausfinden, ob Sie am Arbeitsplatz Bedingungen ausgesetzt sind, die Ihre Erkrankung verschlimmern könnten. Dazu zählen zum Beispiel Schadstoffe in der Luft.

Wie viel Stress verursacht Ihnen Ihr beruflicher Alltag?

Wie gesund ist Ihre Familie?

In der Regel fragt das ärztliche Fachpersonal bei der Anamnese nicht nur nach Ihrer Gesundheit, sondern auch nach Erkrankungen in der engeren Verwandtschaft. Man spricht dabei von einer Familienanamnese. Insbesondere die Krankengeschichte der Angehörigen in direkter Linie, also die der Eltern, Großeltern oder Geschwister, ist dabei von besonderem Interesse. Sie kann wichtige Hinweise darauf geben, ob Sie für bestimmte Erkrankungen – beispielsweise Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen – familiär bedingt ein erhöhtes Risiko tragen. Eventuell wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt dabei auch nach der Todesursache bereits verstorbener Familienmitglieder fragen.

Anamnese: So können Sie sich vorbereiten

Damit Sie im Gespräch mit Ihrem ärztlichen Fachpersonal alle Infos parat haben, kann es hilfreich sein, wenn Sie sich vor dem Termin anhand der obigen Beispielfragen ein paar Notizen machen. Dazu zählen Details zu Ihrer aktuellen Gesundheit, zu bestehenden Diagnosen, zu vorliegenden Befunden sowie zu den Therapien, mit denen vorhandene Erkrankungen derzeit behandelt werden.

Weitere Information darüber, wie Sie sich auf das Gespräch vorbereiten können und welche Materialien – beispielsweise Impfpass und Medikationsplan – Sie mitbringen sollten, finden Sie hier.

ZUSAMMENFASSUNG

Die Anamnese ist ein wichtiger Bestandteil der COPD-Diagnostik; sie geht in der Regel gezielten körperlichen Untersuchungen voraus. Bei dem Gespräch wird das ärztliche Fachpersonal nicht nur aktuelle Beschwerden erfragen, sondern auch versuchen, sich ein Bild von Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand zu machen.

Insbesondere bei einem Erstbesuch in einer Praxis wird die Anamnese meist ausführlicher ausfallen. Das ärztliche Fachpersonal kann Ihnen Fragen zum Verlauf und zur Therapie Ihrer COPD-Erkrankung stellen sowie zu Ihrer medizinischen Vorgeschichte, Ihrem Alltag und Ihrem Lebensstil. Um individuelle Risiken einschätzen zu können, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie eventuell auch zur Gesundheit enger Familienmitglieder befragen.

Sie als Patient*in können sich auf das Gespräch vorbereiten, indem Sie sich vor dem Termin in der Praxis Notizen zur Ihrer Krankheitsgeschichte machen.