Dr. Detlef Nachtigall


COPD und Asthma – was ist der Unterschied?

Lesedauer ca. 4 Minuten 

Asthma und COPD sind zwei eigen­ständige Erkrank­ungen der Atem­wege. Da sich die Symptome und der Krankheits­verlauf ähneln, kann es sein, dass die Unter­scheidung im Einzel­fall auf den ersten Blick schwierig ist. Sie ist aber wichtig, um die passende Therapie zu finden. Im Folgenden erhalten Sie einen Über­blick und Hinweise zur Frage: Ist es Asthma oder COPD?

Ältere Frau sitzt auf einer Couch und guckt nachdenklich nach draußen.


COPD und Asthma – was ist der Unterschied?

Ältere Frau sitzt auf einer Couch und guckt nachdenklich nach draußen.

Lesedauer ca. 4 Minuten 

Asthma und COPD sind zwei eigen­ständige Erkrank­ungen der Atem­wege. Da sich die Symptome und der Krankheits­verlauf ähneln, kann es sein, dass die Unter­scheidung im Einzel­fall auf den ersten Blick schwierig ist. Sie ist aber wichtig, um die passende Therapie zu finden. Im Folgenden erhalten Sie einen Über­blick und Hinweise zur Frage: Ist es Asthma oder COPD?

Definition: Was ist Asthma?

Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Atemwegs­erkrankung. Bei Betroffenen sind die Bronchien, also die größeren Atemwege, dauerhaft entzündet. Außerdem liegt typischer­weise eine Über­empfind­lichkeit der Bronchien (Bronchiale Hyper­reagibilität) vor. Beide Faktoren führen langfristig dazu, dass sich die Atemwege verengen. Diese so­genannte Atemwegs­­obstruktion ist zwar durch Medikamente umkehrbar (reversibel), löst aber die typischen Asthma­symptome aus, wie das anfall­artige Auftreten von Atemnot und Kurz­atmigkeit sowie ein Engegefühl in der Brust. Vereinfacht gesagt: Asthmapatient*innen können die eingeatmete Luft nicht so gut ausatmen.

Asthma: Ursachen und Auslöser

Asthma kann verschiedene Ursachen haben beziehungs­weise unter­schiedliche Faktoren, sogenannte Trigger (von Englisch „trigger“ = „Auslöser“), können einen Asthma­anfall auslösen.

▸ Allergisches Asthma

Die Atemwege reagieren empfindlich auf Auslöser von außen, die eingeatmet werden. Diese sogenannten Allergene lösen eine übermäßige Abwehr­reaktion des Immun­systems und in Folge typische Asthma­symptome aus. Mögliche Trigger, die eine allergische Reaktion auslösen können, sind beispiels­weise Pflanzen­pollen, der Kot von Hausstaub­­milben, Tierhaare und Schimmelpilz­sporen.

▸ Nicht-allergisches Asthma

Die Über­­empfindlichkeit der Atemwege wird nicht durch Allergene hervorgerufen. Die auslösenden Reize befinden sich im Körper der Betroffenen selbst. Das können zum Beispiel bakterielle oder virale Infektionen der Atemwege sein.

▸ Gemischtförmiges Asthma

Bei vielen Erwachsenen kommt es zu einer Misch­form aus allergischem und nicht allergischem Asthma. Bei ihnen können sowohl Allergene als auch unspezifische Reize einen Asthma­­anfall auslösen.

Dazu gehören zum Beispiel:

körperliche und seelische Anstrengung
kalte Luft
Zigaretten­rauch (aktiv oder passiv)
bestimmte Duftstoffe und Parfüm

▸ Gut zu wissen: Leben mit Asthma

Asthma ist dadurch gekennzeichnet, dass die Beschwerden phasen­weise auftreten können. Einige Betroffene erleben einen Wechsel zwischen beschwerde­freien Zeiten und solchen mit plötzlich auftretenden Symptomen.

Zwar handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die nicht heilbar ist. Dennoch ist die Atemwegs­­obstruktion in der Regel reversibel, das heißt, die Verengung kann durch Medikamente rückgängig gemacht werden. Betroffene können mit der passenden Therapie ein weit­gehend normales Leben führen.

Weitere Informationen zum Thema Asthma auf der Webseite www.asthma-experte.de 

Was sind die größten Unterschiede?

Einer der wichtigsten Faktoren, anhand derer man beide Erkrankungen voneinander abgrenzen kann, ist die Lungen­­funktion: So ist bei COPD immer eine Verengung der Atemwege nachweisbar. Bei der chronisch-obstruktiven Lungen­­krankheit ist diese Verengung nicht umkehrbar und endgültig (irreversibel).

Bei Asthma ist die Atemwegs­obstruktion durch die passende Therapie meist reversibel. Darüber hinaus ist bei Asthmapatient*innen fast immer eine Über­­empfindlichkeit der Bronchien vorhanden. Bei COPD ist sie selten. Weitere Unter­schiede finden Sie in der folgenden Auflistung:

▸ Wichtige Unterschiede zwischen Asthma und COPD

Typische MerkmaleAsthmaCOPD
Wann wird die Erkrankung festgestellt?häufig in der Kindheit/ Jugendmeist nicht vor dem sechsten Lebens­jahrzehnt
Ursachen
  • Häufig allergische Reaktionen auf bestimmte Auslöser
  • Es besteht kein direkter Zusammen­hang mit Tabak­rauch. Rauchen kann aber die Beschwerden verschlimmern
  • Häufigste Ursache ist das Rauchen
  • Schadstoffe
  • Kein direkter Zusammen­hang zu Allergien
Hauptbeschwerden
  • Anfall­artig auftretende Atemnot
  • Meist in Kontakt mit einem Allergie­auslöser oder anderem Trigger
  • Atemnot, Husten, Auswurf (Mediziner*innen sprechen von der sogenannten AHA-Symptomatik)
  • Atemnot bei Belastung
Krankheitsverlauf
  • Wechsel zwischen beschwerde­­freien Zeiten und Phasen mit plötzlich auftretenden Atemwegs­beschwerden
  • Symptome können mit passender Therapie kontrolliert werden
  • Der Zustand der Patient*innen wird zunehmend immer (vor allem durch Exazerbationen) schlechter
  • Ziel der Therapie ist es, das Fort­schreiten der Erkrankung zu bremsen
  • Durch Medikamente können die Beschwerden gelindert werden

Was ist Asthma-COPD-Overlap (ACO)?

Wenn Asthma- und COPD-Symptome gemeinsam auftreten, sprechen Ärzt*innen von einem Asthma-COPD-Overlap (ACO). Bis heute gibt es keine genaue Definition von ACO, und es handelt sich dabei auch nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um die bereits erwähnte Überlappung der beiden Erkrankungen.

Es wird vermutet, dass etwa 15 bis 30 Prozent aller Menschen mit Asthma und COPD vom Overlap betroffen sind – meist sind sie älter als 40 Jahre.1 Das kann zum Beispiel bei Asthmapatient*innen der Fall sein, die später mit dem Rauchen anfangen. Asthma- und COPD-Patient*innen sollten auf jeden Fall Ihre*n Ärzt*in informieren, wenn sie bei sich selbst eine Veränderung der Symptome bemerken. Denn Menschen mit ACO haben ein höheres Risiko für eine akute Verschlechterung des Krankheits­­verlaufs (Exazerbationen).

ZUSAMMENFASSUNG

Da sich die Symptome und der Krankheits­­verlauf von Asthma und COPD ähneln, kann es im Einzelfall schwierig sein, die beiden Lungen­erkrankungen zu unter­scheiden. Wenn Sie betroffen sind, ist es allerdings wichtig, dass Ihr medizinisches Fachpersonal zweifelsfrei feststellt, was bei Ihnen vorliegt, um die passende Therapie für Sie zu finden. Einer der wichtigsten Unterschiede ist, dass bei der chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung immer eine Verengung der Atemwege nachweisbar und nicht umkehrbar (irreversibel) ist. Bei Asthma hingegen ist die Atemwegs­­obstruktion durch die passende Therapie meist reversibel, das heißt, sie lässt sich rückgängig machen.

Beim sogenannten Asthma-COPD-Overlap treten gleichzeitig Asthma- und COPD-Symptome auf. Damit dies schnell erkannt und die Therapie entsprechend angepasst werden kann, sollten Patient*innen ihre*n behandelnde*n Ärzt*in informieren, sobald sie eine Veränderung der Symptome bemerken.

1 Griffel, Achim et al.: Asthma-COPD-Overlap-Syndrom, in: DocCheck Flexikon, 22.01.2020, https://flexikon.doccheck.com/de/Asthma-COPD-Overlap-Syndrom, abgerufen am 20.12.2022.