Erkältungen vorbeugen bei COPD: So geht's
Lesedauer ca. 7 Minuten
Erkältungen (grippale Infekte) betreffen in der kalten Jahreszeit viele Menschen. Oft sind sogenannte Rhinoviren die Auslöser. Diese Viren sind gleichzeitig die Erreger, die für eine akute Verschlechterung (Exazerbation) einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) am häufigsten verantwortlich sind. Deshalb ist es insbesondere für Menschen mit COPD sinnvoll, sich vor Ansteckung zu schützen. Das kann mit guter Hygiene und Abstandhalten gelingen.

Erkältungen vorbeugen bei COPD: So geht's

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Erkältungen (grippale Infekte) betreffen in der kalten Jahreszeit viele Menschen. Oft sind sogenannte Rhinoviren die Auslöser. Diese Viren sind gleichzeitig die Erreger, die für eine akute Verschlechterung (Exazerbation) einer chronisch-obstruktiven Bronchitis (COPD) am häufigsten verantwortlich sind. Deshalb ist es insbesondere für Menschen mit COPD sinnvoll, sich vor Ansteckung zu schützen. Das kann mit guter Hygiene und Abstandhalten gelingen.
Was sind Erkältungen (grippale Infekte)?
Erkältungen – oder grippale Infekte – sind akute Infektionen der oberen Atemwege, die Nase, Nasennebenhöhlen und Rachen umfassen. Die Erreger sind meist Viren, die eine Entzündung der Schleimhäute auslösen.
Symptome einer Erkältung sind vorwiegend Halsschmerzen, Schnupfen und Husten. Zusätzlich können Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und eine (mäßig) erhöhte Körpertemperatur sowie Müdigkeit und Abgeschlagenheit auftreten. Kinder leiden häufig an Fieber und Ohrenschmerzen.
Eine unkomplizierte Erkältung dauert etwa neun Tage. Insbesondere Husten kann sich aber länger hinziehen.
Zwei von drei Erwachsenen sind mindestens einmal im Jahr erkältet, manche auch öfter. Kinder machen deutlich mehr Erkältungen durch – selbst zwölfmal pro Jahr ist bei ihnen nicht ungewöhnlich.1
Ursachen: Was löst Erkältungen aus?
Meist sind Viren die Verursacher von Erkältungen. Dringen die Erreger in die Zellen der Schleimhäute ein, reagiert das Immunsystem mit einer Entzündung. Es gibt mehr als 200 Virenarten, die grippale Infekte auslösen können.1 Am häufigsten verantwortlich dafür sind die sogenannten Rhinoviren, von denen es ungefähr 160 verschiedene Typen gibt.2 Andere Erkältungserreger sind Adenoviren oder saisonale Coronaviren.
Dagegen sind Bakterien nur selten allein für Erkältungssymptome verantwortlich. Allerdings: Wenn Viren die Immunabwehr bereits geschwächt haben, können auch Bakterien den Körper leichter befallen. Man spricht dann von einer Superinfektion. Dabei sind die Symptome häufig schwerer ausgeprägt als bei einem normalen Infekt; auch das Fieber kann dann höher sein.
Antibiotika können gegen Bakterien hilfreich sein, deshalb können sie – müssen aber nicht – im Fall einer Superinfektion eingesetzt werden. Bei viralen Infekten sind Antibiotika allerdings wirkungslos.
Folgen: Mögliche Komplikationen einer Erkältung
Eine Erkältung verläuft meist mild und heilt von allein aus. Aber bei Menschen mit Vorerkrankungen wie beispielsweise einer COPD sind auch schwere Verläufe möglich.
Erkältungen können zudem Folgeerkrankungen nach sich ziehen, wie
- Mittelohrentzündung: bei etwa jedem fünften Kind1
- Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Entzündung der unteren Atemwege (Bronchitis)
- Mandelentzündung
- Lungenentzündung
COPD und Erkältungen
Menschen mit COPD weisen ein geschädigtes Lungengewebe auf, das nur eine eingeschränkte Immunabwehr besitzt. Daher steigt bei ihnen das Risiko, sich zu erkälten. Zusätzlich nehmen Erkältungen bei ihnen oft einen schwereren Verlauf, da sich die Viren bei ihnen stärker vermehren können.
Virusinfektionen – insbesondere mit Rhinoviren – sind die wichtigste Ursache für akute Verschlechterungen (Exazerbationen) einer COPD. Denn aufgrund der geschwächten Immunabwehr lösen virale Infekte bei ihnen verstärkte Entzündungsreaktionen aus. Die Entzündungen können das Gewebe schädigen und die Regenerationsfähigkeit der Lunge und Atemwege beeinträchtigen. Dadurch kann die COPD-Erkrankung fortschreiten, was wiederum Exazerbationen begünstigt. Ein regelrechter Teufelskreis entsteht. Akute Verschlechterungen treten oft in der klassischen „Erkältungszeit“ – im Winter – auf.
Tipp: Nehmen Sie als Mensch mit COPD eine Erkältung nicht auf die leichte Schulter. Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt um Rat, wenn sich die Symptome der COPD während eines Infekts verstärken. Zudem können akute Verschlechterungen schwere Atemnot auslösen, die sich zu einem Notfall entwickeln kann. Dann ist es wichtig, rechtzeitig einen (Not-)Arzt hinzuzuziehen. Scheuen Sie sich nicht, die 112 zu wählen, wenn Ihre Notfall-Medikamente gegen die akute Atemnot nicht helfen.
Warum treten Erkältungen im Winter häufiger auf?
Erkältungsviren sind im gesamten Jahr aktiv und können beispielsweise auch im Sommer eine Erkältung verursachen, die oft als „Sommergrippe“ bezeichnet wird. Allerdings gibt es verschiedene Gründe, warum Erkältungen besonders in der kalten Jahreszeit häufiger sind: Zum Beispiel machen – durch Heizungsluft und trockene Kälte – ausgetrocknete Schleimhäute oder der vermehrte Aufenthalt vieler Menschen in – schlecht gelüfteten – Räumen eine Ansteckung wahrscheinlicher.
Obendrein begünstigen kalte Temperaturen eine Erkältung, weil dann die Immunabwehr der Nasenschleimhaut schlechter funktioniert als bei 37 Grad Celsius. Wie Forschende festgestellt haben, können sich Rhinoviren bei 33 bis 35 Grad Celsius aufgrund der eingeschränkten Abwehrfähigkeit gut vermehren. Je kälter es ist, desto geringer ist die Temperatur in unserer Nase und desto besser vermehren sich die Viren.3
Infektionsweg: Wie erfolgt eine Ansteckung?
Atemwegserreger können auf zwei Wegen verbreitet werden:
- Kontakt- oder Schmierinfektion: Erreger gelangen dabei an die Hände der Erkrankten – beispielsweise beim Naseputzen oder wenn sie sich beim Husten oder Niesen die Hand vor das Gesicht halten. Durch Händeschütteln können sie direkt an andere Menschen weitergegeben werden. Möglich ist es zudem, dass die Erreger auf Gegenständen haften, die von den Erkrankten berührt werden. Benutzt eine andere Person diesen Gegenstand, können die Viren oder Bakterien auch an ihrer Hand haften. Fassen sie sich dann mit den Händen ins Gesicht, können die Erreger über die Schleimhäute von Nase, Mund oder Augen in den Körper gelangen.
- Tröpfcheninfektion: Wenn Menschen husten, niesen, sprechen oder singen, gelangen dabei Speicheltröpfchen in die Luft. Ist die Person erkältet, können sich Erreger darin befinden. Atmen andere Personen die Tröpfchen ein, können die Viren über die Schleimhäute der Atemwege in den Körper eindringen.
Vor Ansteckung schützen: Achtsam sein
- Vermeiden von Schmierinfektionen:
- Befolgen Sie eine gute Handhygiene:
- Waschen Sie mehrmals am Tag – für mindestens 20 bis 30 Sekunden – Ihre Hände: nach dem Heimkommen, nach Husten, Niesen und Naseputzen, nach Kontakt zu Erkrankten und vor dem Essen.
- Seifen Sie Ihre Hände auf allen Seiten gründlich ein – inklusive Fingerspitzen, Daumen und zwischen den Fingern.
- Verzichten Sie auf Händeschütteln (oder waschen Sie danach zeitnah Ihre Hände).
- Fassen Sie sich nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht.
- Tragen Sie unterwegs Einmalhandschuhe oder nutzen Sie eventuell ein Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis, wenn keine Möglichkeit besteht, die Hände zu waschen.
- Befolgen Sie eine gute Handhygiene:
- Vermeiden von Tröpfcheninfektionen:
- Halten Sie in der Öffentlichkeit Abstand zu anderen Menschen oder tragen Sie einen Mundschutz (Maske).
- Meiden Sie Menschenansammlungen – insbesondere in Räumen. Wenn möglich, lüften Sie Räume gut.
- Vermeiden Sie Kontakt zu offensichtlich erkälteten Menschen.
- Bleiben Sie mit einer Erkältung zu Hause, anstatt arbeiten zu gehen. Dann stecken Sie niemanden an. Vielleicht ist Arbeit aus dem Homeoffice möglich.
- Beachten Sie folgende Regeln beim Husten und Niesen: Abstand zu anderen halten, wegdrehen, in die Armbeuge oder in ein Taschentuch husten oder niesen. Im Infektionsfall am besten Papiertaschentücher benutzen – und diese nach einmaliger Benutzung in den Müll werfen, nicht in die Toilette.
- Wenn Sie erkältet sind, tragen Sie – wenn möglich – einen Mundschutz (Maske). Damit vermindern Sie die Verbreitung erregerhaltiger Tröpfchen.
Zusätzliche Maßnahmen: Feuchtigkeit erhöhen
Trockene Luft führt zu trockenen Schleimhäuten – egal ob Sie sich in Räumen aufhalten oder draußen an der frischen Luft befinden. Ausgetrocknete Schleimhäute beeinträchtigen die Immunabwehr und begünstigen eine Infektion. Als Gegenmaßnahme ist es sinnvoll, die Schleimhäute anzufeuchten. So funktioniert es:
- Trinken Sie über den Tag verteilt – regelmäßig und ausreichend, bevorzugt (stilles) Wasser, aber auch lauwarmen Tee.
- Lutschen Sie mehrmals am Tag Hustenbonbons oder Lutschtabletten, um den Rachen zu befeuchten.
- Vorbeugend können Sie Nasensprays auf Meerwasserbasis – auch längerfristig – anwenden, um die Nasenschleimhaut anzufeuchten.
- Ist die Nasenschleimhaut wund, nutzen Sie pflegende Nasensalben oder Nasensprays mit Panthenol.
- Mit einer Nasendusche mit lauwarmem Salzwasser können Sie die Schleimhaut im Nasenbereich befeuchten und zusätzlich Viren ausspülen. Am besten ein- bis zweimal wöchentlich anwenden.
- Inhalieren Sie Salzwasser mittels Vernebler, um die Schleimhäute zu befeuchten. Nur dann kommt das Salz wirklich in der Lunge an. Beim klassischen „Dampfbad in der Schüssel“ enthält der Wasserdampf kein Salz – egal, wie viel Salz Sie im Wasser auflösen. Gut zu wissen: Unter bestimmten Voraussetzungen können Vernebler ärztlich verordnet werden. Die Kosten übernimmt dann die Krankenkasse.
- Heben Sie die Luftfeuchtigkeit in Wohn- und Arbeitsräumen auf 40 bis 60 Prozent an – durch Lüften oder den Einsatz von Luftbefeuchtern. Mit einem Hygrometer lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt messen.
Wie unterscheiden sich Erkältungen von echter Grippe (Influenza)?
In Deutschland ist eine Erkältung die häufigste akute Erkrankung. Allerdings können auch die echte Grippe (Influenza) oder das Coronavirus SARS-CoV-2 (COVID-19) ähnliche Beschwerden verursachen. Teilweise nehmen sie aber deutlich schwerere (bis lebensbedrohliche) Verläufe. Nur eine Labordiagnostik kann sicher feststellen, ob es sich um eine echte Grippe, COVID-19 oder um einen grippalen Infekt handelt.
Im Gegensatz zu normalen Erkältungen können Sie sich gegen Grippe (Influenza) und COVID-19 sowie gegen weitere Atemwegserkrankungen (RSV, Pneumokokken, Keuchhusten) schützen, indem Sie sich vorbeugend impfen lassen. Allerdings ist es auch danach empfehlenswert, Abstand zu halten und die Hygieneregeln zu befolgen.
ZUSAMMENFASSUNG
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1 Stiftung Gesundheitswissen.de. Erkältung (Hintergrund). Aktualisiert 02.11.2022. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/erkaeltung/hintergrund, letzter Abruf 11.02.2025
2 Lee W-M et al. Human rhinovirus species and season of infection determine illness severity. Am J Respir Crit Care Med. 2012 Nov 1;186(9):886-91. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22923659/, letzter Abruf 11.02.2025
3 NZZ.de. Neue Zürcher Zeitung. Rhinoviren mögen es kühl. Stand: 06.01.2015. https://www.nzz.ch/wissenschaft/medizin/rhinoviren-moegen-es-kuehl-ld.1049013, letzter Abruf 11.02.2025