Dr. Detlef Nachtigall

COPD: Welche Stadien gibt es?

Lesedauer ca. 5 Minuten

Die chronisch-obstruktive Lungen­erkrankung (COPD) ist in der Regel eine progrediente, also fort­schreitende Erkrankung. Sie kann sich im Laufe der Jahre verschlechtern und mehrere Stadien durchlaufen. Dies kann sich nicht nur auf die Lebens­qualität der Patient*innen auswirken, sondern auch auf ihre Lebens­­erwartung.

Eine Frau mittleren Alters trägt eine Brille und sitzt auf dem Sofa mit einem Block in der einen Hand und einem Stift in der anderen.

COPD: Welche Stadien gibt es?

Eine Frau mittleren Alters trägt eine Brille und sitzt auf dem Sofa mit einem Block in der einen Hand und einem Stift in der anderen.

Lesedauer ca. 5 Minuten

Die chronisch-obstruktive Lungen­erkrankung (COPD) ist in der Regel eine progrediente, also fort­schreitende Erkrankung. Sie kann sich im Laufe der Jahre verschlechtern und mehrere Stadien durchlaufen. Dies kann sich nicht nur auf die Lebens­qualität der Patient*innen auswirken, sondern auch auf ihre Lebens­­erwartung.

Wie verläuft die Erkrankung?

COPD entwickelt sich häufig schleichend und über Jahre hinweg. Im individuellen Fall können jedoch auch akute Ver­schlechterungen, sogenannte Exazerbationen, den Verlauf der Erkrankungen beschleunigen.

Zu den typischen Symptomen zählen Atemnot, Husten und Auswurf („AHA“). Die Lungenfunktion lässt langsam nach, was viele Patient*innen in einem frühen Stadium allerdings noch nicht bewusst wahrnehmen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können dann zunächst bei körperlicher Anstrengung erste Probleme mit der Ausatmung auftreten.

Ohne passende Behandlung schreitet die COPD meist kontinuierlich fort. Im weiteren Verlauf können sich die Atemwege zunehmend verengen, die Beschwerden verstärken sich. In fort­geschrittenen Stadien leiden Betroffene bald auch in Ruhe unter Atemnot.

COPD und Lebensqualität: Vorsicht, Abwärtsspirale!

In ihrem fortschreitenden Verlauf kann die COPD mit unterschiedlichen Beschwerden einhergehen. Dadurch besteht die Gefahr, dass Patient*innen in eine Art Abwärts­spirale geraten, bei der nicht nur die Lunge leidet:

Aufgrund der zunehmenden Atemnot fällt es den Betroffenen immer schwerer, den Alltag zu bewältigen. Zuvor einfache Tätigkeiten wie Treppen­steigen oder Einkaufen werden zur Herausforderung.

Um zusätzliche Anstrengungen zu vermeiden, bewegen sich viele Patient*innen nun weniger. Das kann unter anderem dazu führen, dass der Körper Muskelmasse abbaut. Die Folge: Die Leistungs­fähigkeit nimmt noch weiter ab.

Die zunehmenden Einschränkungen können es Betroffenen erschweren, Aktivitäten mit der Familie, mit Freund*innen und Bekannten nachzugehen. Bei einigen Patient*innen kann das Gefühl entstehen, sozial isoliert zu sein.

Es können psychische Beschwerden wie Depressionen oder Ängste hinzu­kommen. Auch andere eventuell vorhandene Begleit­erkrankungen können sich verschlechtern.

Die Lebens­qualität der Patient*innen kann stark beeinträchtigt werden.

Ziel der COPD-Therapie ist es daher, den Verlauf der Erkrankung frühzeitig abzu­bremsen, Exazerbationen zu vermeiden und die Lebens­qualität der Betroffenen bestmöglich zu erhalten.

Abb. mod. nach Schweizerischer Verband, Medizinischer Praxis-Fachpersonen: Respiratorische Erkrankungen – MPA, 2019

COPD: die vier GOLD-Stadien

Expert*innen teilen die chronisch-obstruktive Erkrankung der Lunge in vier verschiedene Stadien ein: die sogenannten GOLD-Stadien, benannt nach der globalen Initiative für chronisch-obstruktive Lungen­erkrankungen (Englisch: Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease).

Bei der Einteilung ist der sogenannte FEV1-Wert ausschlag­gebend. Dieser gibt an, welche Luftmenge ein*e Patient*in innerhalb einer Sekunde mit aller Kraft und möglichst schnell ausatmen kann (häufig auch Einsekunden­kapazität genannt). Je stärker die Atemwege bereits verengt sind, desto weniger Luft kann ausgeatmet werden.

Der FEV1-Wert wird daher, neben weiteren Merkmalen, dazu genutzt, die Lungen­funktion zu beurteilen. Bei der Einteilung in GOLD-Stadien wird der individuelle Wert dem Sollwert gegenüber­gestellt, bei dem unter anderem auch das Alter eine Rolle spielt.

▸ GOLD 1: milde oder leichte COPD

Der FEV1-Wert liegt bei mindestens 80 Prozent des Sollwertes.

▸ GOLD 2: moderate oder mittelgradige COPD

Der FEV1-Wert liegt bei mindestens 50 Prozent, aber unter 80 Prozent des Sollwertes.

▸ GOLD 3: schwere COPD

Der FEV1-Wert liegt bei mindestens 30 Prozent, aber unter 50 Prozent des Sollwertes.

▸ GOLD 4: sehr schwere COPD

Der FEV1-Wert ist kleiner als 30 Prozent des Sollwertes.

A/B/E: die drei Patient*innen-Gruppen der COPD

Zusätzlich zu den GOLD-Stadien lässt sich die COPD im individuellen Fall aufgrund des Schwere­­grads einer von drei verschiedenen Gruppen zuordnen. Diese tragen die Buchstaben A, B und E. Dieser Einteilung liegen zwei Kriterien zugrunde:

▸ die Häufigkeit der Exazerbationen in den vergangenen zwölf Monaten sowie

▸ die Ausprägung der Symptome und deren Auswirkungen auf die Patient*innen

Im Gegensatz zum GOLD-Stadium orientiert sich die A/B/E-Klassifikation somit mehr an der tatsächlichen Lebens­qualität der Betroffenen. Die Einteilung in die drei Gruppen soll Ihrem ärztlichen Fachpersonal dabei helfen, die Therapie besser auf ihre indi­viduelle Bedürfnisse abzustimmen.

Was bedeuten CAT und mMRC?

Um die Ausprägung der Symptome sowie deren Ausmaß zu ermitteln, können verschiedene Instrumente zum Einsatz kommen: Der COPD Assessment Test, kurz CAT, nutzt einen Fragebogen, mit dessen Hilfe die Symptome der Erkrankung sowie ihre individuelle Ausprägung abgefragt werden können.

Beim Modified Medical Research Council, kurz mMRC, handelt es sich um eine Skala von null bis vier. Die verschiedenen Grade geben an, wie schwer die Atemnot der Patient*innen ausgeprägt ist. Bei Grad 0 tritt sie nur bei körperlich schwerer Anstrengung auf. Patient*innen mit Grad IV geraten bereits beim An- oder Ausziehen außer Atem.

COPD und Lebenserwartung

Weltweit zählt COPD zu den häufigsten Todesursachen. Doch auch wenn die Lebenserwartung von Patient*innen mit einer chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung niedriger ist als die gesunder Menschen: Bei der Prognose, also der Vorher­sage des wahr­scheinlichen Krankheits­verlaufes, kommt es immer auf den individuellen Fall an. Denn wie alt eine Person mit COPD werden kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:

Häufige Exazerbationen können das individuelle Sterberisiko erhöhen. Dies gilt insbesondere, wenn die akuten Ver­schlechterungen so schwer sind, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Ebenso können eventuell vorhandene Begleit­erkrankungen die Lebenserwartung von COPD-Erkrankten negativ beeinflussen.

Zu welcher Gruppe gehören Sie?

Aus den oben genannten Faktoren ergeben sich die folgenden Gruppen:

▸ Gruppe A:

Es gab keine Exazerbation im vergangenen Jahr oder nur eine Verschlechterung, die aber nicht im Krankenhaus behandelt werden musste.

Es gibt nur wenige Symptome: CAT < 10 beziehungsweise mMRC 0 bis 1.

▸ Gruppe B:

Es gab keine Exazerbation im vergangenen Jahr oder nur eine Verschlechterung, die aber nicht im Krankenhaus behandelt werden musste.

Es treten mehr Symptome auf: CAT mindestens 10 beziehungsweise mMRC mindestens 2.

▸ Gruppe E:

Es gab mindestens zwei Exazerbationen im vergangenen Jahr oder mindestens eine Verschlechterung, die im Krankenhaus behandelt werden musste. Die Einteilung in Gruppe E erfolgt in diesem Fall unabhängig von Ihren individuellen Werten für CAT und mMRC.

Abb. mod. nach Global Initiative for chronic obstructive lung disease. Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive pulmonary disease, 2023 Report

▸ Welche Rolle spielt der Lebensstil?

Eine wichtige Rolle spielt zudem der Lebensstil der Betroffenen. So kann sich zum Beispiel die Lebens­erwartung von aktiven Raucher*innen im Stadium vier um bis zu zehn Jahre verkürzen. Aber das heißt auch: Als Patient*in können Sie selbst viel dazu beitragen, dass sich Ihre Lebens­erwartung aufgrund der COPD nicht weiter verringert.

Dazu zählt zum einen die regelmäßige Einnahme von Medikamenten, falls eine medikamentöse Therapie ärztlich verordnet wurde. Fragen Sie zudem Ihre*n Ärzt*in um Rat, falls sich Ihre Symptome akut und anhaltend verschlechtern. So können Exazerbationen früh erkannt und gezielt behandelt werden.

Hinzu kommen alltägliche Gewohnheiten – am wichtigsten ist dabei natürlich ein konsequenter Rauch­verzicht, falls Sie momentan noch zur Zigarette greifen sollten. Eine weitere Maßnahme ist regelmäßige Bewegung: Sie kann sich positiv auf den Krankheits­verlauf auswirken.

Gut zu wissen:

Die COPD kann mit unterschiedlichen Begleit­erkrank­ungen einhergehen, beispielsweise Herz­erkrankungen oder Diabetes Typ 2. Sie können den Verlauf der COPD negativ beeinflussen – daher ist es wichtig, auch diese Erkrankungen gezielt zu behandeln.

ZUSAMMENFASSUNG

Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine fortschreitende Erkrankung. Im ihrem Verlauf kann die körperliche Leistungs­fähigkeit der Betroffenen nachlassen. Dies kann dazu führen, dass sie im Alltag weniger aktiv sind und in eine Abwärts­spirale hineingeraten, die ihre Lebens­qualität nachhaltig einschränkt. Um dies zu vermeiden, ist eine frühzeitige und angepasste Therapie wichtig.

Ärzt*innen nutzen unterschiedliche Methoden, um die Erkrankung in Stadien oder Gruppen einzustufen und ihren Verlauf zu beurteilen. Am häufigsten kommt dabei die Einteilung in die vier GOLD-Stadien zum Einsatz, die sich nach dem FEV1-Wert richtet. Bei der Einteilung in die Gruppen A, B und E hingegen wird die Anzahl der Exazerbationen sowie die Ausprägung der Symptome berücksichtigt.

Durch die vielfältigen Auswirkungen, die eine COPD mit sich bringen kann, ist die Lebens­erwartung der COPD-Patient*innen niedriger als die gesunder Menschen. Doch Sie können selbst eine Menge dazu beitragen, um Ihre Lunge zu schützen und Ihre Prognose zu verbessern. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört ein rauchfreier Alltag – und ausreichend Bewegung.