Reisen mit COPD: Was ist zu beachten?
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Auch Menschen mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung können in den Urlaub fahren. Je nach Stadium der COPD-Erkrankung, körperlichem Leistungsvermögen, der Art der Reise und des Zielorts kann es hilfreich sein, einige Punkte zu beachten.
Reisen mit COPD: Was ist zu beachten?
Auch Menschen mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung können in den Urlaub fahren. Je nach Stadium der COPD-Erkrankung, körperlichem Leistungsvermögen, der Art der Reise und des Zielorts kann es hilfreich sein, einige Punkte zu beachten.
Vor der Reise: Gesundheit und Schutz checken
Fangen Sie früh genug an, Ihre Reise zu planen, so können Sie in Ruhe die nötigen Vorbereitungen treffen. Dazu gehört es auch, Ihren gesundheitlichen Zustand sowie Ihren Versicherungsschutz abzuklären.
▸ Gespräch mit dem ärztlichen Fachpersonal
Voraussetzung für die Reise sollte grünes Licht von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt sein. Dabei gibt es vorab meist eine Reihe von Fragen zu klären:
- Besteht bei Ihnen generelle Reisefähigkeit?
- Wie körperlich fit sind Sie? Welches Reiseziel und welche Art der Reise sind möglich? Hier spielen unter anderem das Klima und eventuell die Höhenlage eine Rolle.
- Sind Sie medikamentös optimal eingestellt?
- Wie hoch ist Ihr Risiko für eine Exazerbation, also eine Verschlechterung Ihrer Erkrankung? Patient*innen mit einem erhöhten Exazerbationsrisiko sind auf Reisen besonders gefährdet, eine plötzliche Verschlechterung ihrer Erkrankung zu erleiden.
- Falls Sie per Flugzeug reisen möchten: Sind Sie flugtauglich?
- Welche Medikamente werden im maßgeblichen Zeitraum benötigt?
- Sollten Sie bei der Medikamenteneinnahme etwas beachten, zum Beispiel aufgrund einer Zeitverschiebung?
- Ist Ihre Reiseapotheke auf Ihr Reiseziel ausgelegt
- Auch wichtig vor einem Urlaub ist der Impf-Check: Müssen bei Ihnen Impfungen aufgefrischt werden? Sind für das Reiseziel bestimmte Impfungen sinnvoll?
▸ Rücksprache mit Krankenkasse & Co.
Insbesondere bei einer Reise ins Ausland ist es sinnvoll, als Lungenpatient*in zuvor mit der Krankenkasse und gegebenenfalls mit dem Sauerstoffversorger zu reden.
Beim Gespräch mit der Kasse sollte unter anderem die Frage geklärt werden, welche Leistungen am Urlaubsort versichert sind – und welcher Versicherungsnachweis benötigt wird. Eventuell ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung sinnvoll, die bei einem Notfall den Rücktransport nach Deutschland übernimmt.
Achtung: Manche Zusatzversicherungen zahlen nicht, wenn eine chronische Krankheit vorliegt. Überprüfen Sie die Bedingungen, bevor Sie einen Vertrag abschließen.
Wer auf eine Langzeit-Sauerstofftherapie angewiesen ist, kann bei dem Versorger nachfragen, ob eine Lieferung des Sauerstoffs an den Urlaubsort möglich ist. Wichtig ist es dann auch zu wissen, ob der Versorger oder eine Partnerfirma am Urlaubsort einen 24-Stunden-Notdienst anbietet.
Wohin soll die Reise gehen? Nicht jeder Ort ist geeignet
▸ Der Lunge zuliebe: Luftqualität checken
Wichtig bei der Wahl des Urlaubsorts sind Klima und Luftqualität: Feuchtheißes Klima sowie Smog können für Lungenpatient*innen belastend sein. Ebenso wie über das vorherrschende Klima kann man sich auch über die Luftqualität vor Ort auf diversen Websites informieren.
Sehr viele Orte weltweit sind zum Beispiel auf der Seite des World Air Quality Index-Projekts aufgeführt. Dabei wird sowohl die Luftqualität in Echtzeit angezeigt als auch ein Rückblick auf die vergangenen Monate geboten.
▸ Urlaub am Meer: Vorteile für die Gesundheit
Ein Urlaub am Meer kann für Lungenpatient*innen vielfältige Auswirkungen haben. Die Küstenregionen sind bekannt für ihr sogenanntes Reizklima. Dieses ist durch bestimmte klimatische Bedingungen wie höhere Windgeschwindigkeiten, möglicherweise niedrigere Temperaturen und stärkere UV-Strahlung, insbesondere an der Nordsee, gekennzeichnet. Diese Faktoren können den Stoffwechsel stimulieren und das Immunsystem stärken.
Für Patient*innen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) kann ein längerer Aufenthalt am Meer besonders vorteilhaft sein – sei es in Form eines Urlaubs oder einer Kur beziehungsweise Reha. Die salzhaltige, feuchte Luft wirkt schleimlösend. Dies kann dazu beitragen, Atemnot zu reduzieren und damit die Leistungsfähigkeit zu verbessern. So kann sich das Reizklima positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Allerdings ist zu beachten, dass zu Beginn des Aufenthalts eine Zunahme der Symptome auftreten kann.
▸ Mittelmeer, Nordsee oder Ostsee?
Das Wetter zur Reisezeit spielt ebenfalls eine Rolle. In bestimmten Monaten kann es an der Nord- und Ostsee beispielsweise zu verstärkter Nebelbildung kommen, die Atemprobleme hervorrufen oder verschlimmern kann. Im Sommer können die hohen Temperaturen am Mittelmeer für Menschen mit COPD belastend sein.
Es ist wichtig, dass Lungenpatient*innen sich im anregenden Klima am Meer nicht überanstrengen und dass sie auf die Signale ihres Körpers achten. Medikamente sollten nicht ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt oder in ihrer Dosis verringert werden – auch dann nicht, wenn Patient*innen dank der Meeresluft eine Verbesserung ihrer Symptome verspüren. Andernfalls steigt das Risiko für eine Exazerbation, eine Verschlechterung ihrer Erkrankung.
▸ Urlaub mit COPD im Gebirge
▸ Ab welcher Höhe kann es Probleme geben?
Patient*innen mit einer leicht verringerten Sauerstoffsättigung benötigen im Alltag in der Regel keinen Sauerstoff. Ab einer Höhe von 1.000 Metern könnten jedoch auch sie sauerstoffpflichtig werden. Daher ist es ratsam, vor einem Urlaub in den Bergen mit dem ärztlichen Fachpersonal zu sprechen. Bei Bedarf kann mithilfe einer Lungenfunktionsprüfung oder mithilfe weiterer Untersuchungen festgestellt werden, ob diese Art der Auszeit im individuellen Fall geeignet ist.
Menschen, die eine Langzeit-Sauerstofftherapie erhalten, ist von Urlaubsorten auf mehr als 600 Metern Höhe abzuraten. Zur Einordnung: Der Gipfel der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, liegt bereits in 2.962 Meter Höhe.
Besonders wichtig im Gebirge: Der Körper braucht in der Regel mehrere Tage Zeit, um sich auf die Höhenlage einzustellen. Gehen Sie daher körperliche Aktivitäten langsam an.
Worauf sollten Lungenpatient*innen bei der Wahl des Reiseziels noch achten?
Egal ob Küste, Flach- oder Bergland: Auch die medizinische Versorgung vor Ort und die Ausstattung der Unterkunft sollte für Menschen mit COPD bei der Auswahl des Reiseziels eine Rolle spielen. Idealerweise
gibt es in der Nähe ein Krankenhaus beziehungsweise eine Arztpraxis sowie eine Apotheke.
ist im Notfall Ihr Rücktransport nach Hause möglich. Daher sollten Patient*innen abgelegene, schwer erreichbare Urlaubsdomizile besser meiden.
Mitnahme von Medikamenten in den Urlaub
Ein zentraler Punkt der Reisevorbereitung ist das Thema Medikamente.
Natürlich ist es grundlegend wichtig, Arzneimittel, die während des Urlaubs zur Therapie der COPD oder einer anderen Erkrankung benötigt werden, in ausreichender Menge mitzunehmen.
Denken Sie dabei nicht nur an die täglich benötigten Medikamente, sondern auch an Ihre Notfallmedikamente sowie gegebenenfalls an Mittel, die im Fall einer Exazerbation zum Einsatz kommen. Besprechen Sie dies zuvor mit Ihrem ärztlichen Fachpersonal.
▸ An Atteste und Reiseapotheke denken
Insbesondere für Auslandsreisen kann es sehr hilfreich sein, sich in Deutschland ein ärztliches Attest ausstellen zu lassen, das zum Beispiel bei der Zollkontrolle den Eigenbedarf Ihrer Medikamente nachweist (am besten auf Englisch). Einen Vordruck zum Downloaden finden Sie hier.
Zudem sollten Sie sich zuvor darüber informieren, welche Einfuhrbestimmungen diesbezüglich für Ihr Reiseland gelten. Infos gibt es beim Auswärtigen Amt sowie bei der Botschaft des entsprechenden Landes in Deutschland.
Hinweis: Denken Sie daran, neben den täglich benötigten Medikamenten auch eine gut ausgestattete Reiseapotheke mit einzupacken. So haben Sie bei typischen Urlaubsbeschwerden schnell eine erste Hilfe zur Hand. Eine Checkliste zum Downloaden finden Sie hier.
Welches Transportmittel beim Reisen mit COPD?
▸ Worauf ist beim Flug in den Urlaub zu achten?
Flugreisen – und dabei speziell Langstreckenflüge – können für Menschen mit Lungenerkrankungen zum Problem werden. Die Reiseflughöhe liegt in der Regel bei 9 bis 11 Kilometern. In der Kabine herrscht ein Luftdruck wie auf einer Höhe zwischen 2.000 und 2.500 Metern.
Das hat zur Folge, dass die Sauerstoffsättigung im Blut zurückgeht.
Gesunde gleichen dies durch eine schnellere und tiefere Atmung aus. Menschen mit fortgeschrittener COPD können in dieser Situation auf zusätzlichen Sauerstoff angewiesen sein. Sie sollten mit der Fluglinie abklären, wie die Versorgung während des Fluges sichergestellt werden kann beziehungsweise welche Vorgaben zum Transport von Geräten, Flaschen und Akkus gelten. Die Bestimmungen können je nach Fluglinie sehr unterschiedlich sein.
Vor dem Abflug sollte auch geklärt werden, welche Medikamente im Handgepäck mitgenommen werden dürfen. Beim Transport von Flüssigkeiten gibt es Mengenbeschränkungen.
▸ Reisen mit Auto oder Bahn
Reisen mit dem Auto oder der Bahn sind in der Regel unkomplizierter als mit dem Flugzeug. Falls Sie ein Sauerstoffgerät nutzen: Flaschen oder Tank müssen im Auto gesichert werden.
Sie möchten Ihr mobiles Sauerstoffgerät in der Bahn nutzen? Vorsicht, nicht alle Züge und nicht alle Plätze haben funktionierende Steckdosen zum Laden.
Gut zu wissen: Die Deutsche Bahn bietet bei Bedarf eine Reihe von Serviceleistungen an, zum Beispiel Hilfe beim Ein-, Aus- und Umstieg. Informationen bekommt man bei der Mobilitätsservice-Zentrale der Bahn.
▸ Reisen per Schiff
Die Fahrt mit einer Fähre oder einem Kreuzfahrtschiff ist bei einigermaßen gutem Wetter grundsätzlich eine angenehme Art zu reisen.
Reisende sollten bei der Reederei nachfragen, welche Vorgaben für die Mitnahme von Medikamenten und medizinischen Geräten wie Sauerstoffgeräten gelten. Bei der Gelegenheit können Sie auch gleich erfragen, welche medizinische Versorgung an Bord möglich ist.
Sauerstoffpflichtige Menschen dürfen übrigens nicht auf allen Schiffen an Bord. Über die Mitfahrt solcher Passagiere entscheiden Reedereien unterschiedlich.
So schön die Aussicht vom Deck eines Schiffs auch ist: Schiffsabgase können die Atemwege der Lungenpatient*innen reizen. Sie sollten daher darauf achten, sich solchen Abgasen nicht auszusetzen.
Wichtige Dokumente nicht vergessen
Diese Dokumente und Notizen sollten Sie auf Reisen dabeihaben:
- Impfpass
- bei Vorliegen: Sauerstoffpass (Werte auf aktuellem Stand)
- Europäischer Notfall-Ausweis (ENA). Dieser gibt in mehreren Sprachen Auskunft über persönliche Risikofaktoren wie etwa chronische Krankheiten und mögliche Begleiterkrankungen.
- ärztliches Attest zum Medikamenteneigenbedarf, in der Sprache des Urlaubslandes oder zumindest auf Englisch
- eventuell ärztliches Attest über Ihre Erkrankungen
- wichtige Arztbriefe, die Auskunft über Ihren generellen Gesundheitszustand geben
- Adressen von Ärzt*innen/Kliniken/Apotheken am Ziel
- Kontaktinfos, wer im Notfall zu benachrichtigen ist (Angehörige, Arbeitgeber?)
- Kontaktinformationen Ihrer behandelnden Praxen in der Heimat
ZUSAMMENFASSUNG
Ob längere Auszeit oder Kurzurlaub für Lungenkranke – Ferien tun sicher gut. Und ein Urlaub mit COPD ist grundsätzlich möglich, sollte jedoch immer mit dem ärztlichen Fachpersonal abgesprochen werden. Menschen mit der Lungenerkrankung können in der Regel nicht so spontan mal eben wegfahren oder fliegen, wie es für Gesunde möglich ist. Dies gilt insbesondere für Betroffene, die auf die zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff angewiesen sind.
Ihrer Gesundheit zuliebe sollten Patient*innen ihren Urlaub daher gut planen – und mit den Vorbereitungen idealerweise mehrere Wochen vorher beginnen. Der Gesundheitscheck in der Arztpraxis, die Auswahl des passenden Urlaubsorts und Transportmittels sowie das Organisieren der benötigten Medikamente und Papiere braucht seine Zeit. Zur Sicherheit sollten Reisende zudem bei ihrer Krankenkasse nachfragen, welche Leistungen im Urlaubsland versichert sind. Dann steht einer erholsamen Auszeit nichts mehr im Weg.