Dr. Detlef Nachtigall


Reisen mit COPD: Was ist zu beachten?

Lesedauer ca. 4,5 Minuten 

Auch Menschen mit einer chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung können in den Urlaub fahren. Je nach Stadium der COPD-Erkrankung, körperlichem Leistungs­vermögen, der Art der Reise und des Zielorts kann es hilfreich sein, einige Punkte zu beachten.

Ein Mann mittleren Alters mit einem Wanderrucksack auf dem Rücken.

Reisen mit COPD: Was ist zu beachten?

Ein Mann mittleren Alters mit einem Wanderrucksack auf dem Rücken.
Lesedauer ca. 4,5 Minuten 

Auch Menschen mit einer chronisch-obstruktiven Lungen­erkrankung können in den Urlaub fahren. Je nach Stadium der COPD-Erkrankung, körperlichem Leistungs­vermögen, der Art der Reise und des Zielorts kann es hilfreich sein, einige Punkte zu beachten.

Vor der Reise: Gesundheit und Schutz checken

Fangen Sie früh genug an, Ihre Reise zu planen, so können Sie in Ruhe die nötigen Vorbereitungen treffen. Dazu gehört es auch, Ihren gesundheitlichen Zustand sowie Ihren Versicherungs­schutz abzuklären.

▸ Gespräch mit dem ärztlichen Fachpersonal

Voraussetzung für die Reise sollte grünes Licht von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt sein. Dabei gibt es vorab meist eine Reihe von Fragen zu klären:

  • Besteht bei Ihnen generelle Reise­fähigkeit?
  • Wie körperlich fit sind Sie? Welches Reiseziel und welche Art der Reise sind möglich? Hier spielen unter anderem das Klima und eventuell die Höhen­lage eine Rolle.
  • Sind Sie medikamentös optimal eingestellt?
  • Wie hoch ist Ihr Risiko für eine Exazerbation, also eine Verschlechterung Ihrer Erkrankung? Patient*innen mit einem erhöhten Exazerbations­risiko sind auf Reisen besonders gefährdet, eine plötzliche Verschlechterung ihrer Erkrankung zu erleiden.
  • Falls Sie per Flugzeug reisen möchten: Sind Sie flug­tauglich?
  • Welche Medikamente werden im maßgeblichen Zeit­raum benötigt?
  • Sollten Sie bei der Medikamenten­einnahme etwas beachten, zum Beispiel aufgrund einer Zeit­verschiebung?
  • Ist Ihre Reise­apotheke auf Ihr Reise­ziel ausgelegt
  • Auch wichtig vor einem Urlaub ist der Impf-Check: Müssen bei Ihnen Impfungen aufgefrischt werden? Sind für das Reise­ziel bestimmte Impfungen sinnvoll?

▸ Rücksprache mit Krankenkasse & Co.

Insbesondere bei einer Reise ins Ausland ist es sinnvoll, als Lungenpatient*in zuvor mit der Kranken­kasse und gegebenenfalls mit dem Sauerstoff­versorger zu reden.

Beim Gespräch mit der Kasse sollte unter anderem die Frage geklärt werden, welche Leistungen am Urlaubs­ort versichert sind – und welcher Versicherungs­nachweis benötigt wird. Eventuell ist der Abschluss einer Auslands­krankenversicherung sinnvoll, die bei einem Notfall den Rück­transport nach Deutschland übernimmt.

Achtung: Manche Zusatz­versicherungen zahlen nicht, wenn eine chronische Krankheit vorliegt. Überprüfen Sie die Bedingungen, bevor Sie einen Vertrag abschließen.

Wer auf eine Langzeit-Sauerstoff­therapie angewiesen ist, kann bei dem Versorger nachfragen, ob eine Lieferung des Sauerstoffs an den Urlaubs­ort möglich ist. Wichtig ist es dann auch zu wissen, ob der Versorger oder eine Partner­firma am Urlaubs­ort einen 24-Stunden-Notdienst anbietet.

Wohin soll die Reise gehen? Nicht jeder Ort ist geeignet

Bei der Auswahl des Urlaubsorts sollten sich Personen mit COPD nicht nur nach den eigenen Vorlieben richten. Auch sind die Gegebenheiten vor Ort und der eigene Gesundheits­zustand zu berücksichtigen.

▸ Der Lunge zuliebe: Luftqualität checken

Wichtig bei der Wahl des Urlaubsorts sind Klima und Luftqualität: Feuchtheißes Klima sowie Smog können für Lungenpatient*innen belastend sein. Ebenso wie über das vorherrschende Klima kann man sich auch über die Luft­qualität vor Ort auf diversen Websites informieren.

Sehr viele Orte weltweit sind zum Beispiel auf der Seite des World Air Quality Index-Projekts aufgeführt. Dabei wird sowohl die Luft­qualität in Echtzeit angezeigt als auch ein Rückblick auf die vergangenen Monate geboten.

▸ Urlaub am Meer: Vorteile für die Gesundheit

Ein Urlaub am Meer kann für Lungenpatient*innen vielfältige Auswirkungen haben. Die Küsten­regionen sind bekannt für ihr sogenanntes Reiz­klima. Dieses ist durch bestimmte klimatische Bedingungen wie höhere Wind­geschwindigkeiten, möglicherweise niedrigere Temperaturen und stärkere UV-Strahlung, insbesondere an der Nord­see, gekennzeichnet. Diese Faktoren können den Stoff­wechsel stimulieren und das Immun­system stärken.

Für Patient*innen mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) kann ein längerer Aufenthalt am Meer besonders vorteilhaft sein – sei es in Form eines Urlaubs oder einer Kur beziehungsweise Reha. Die salzhaltige, feuchte Luft wirkt schleimlösend. Dies kann dazu beitragen, Atemnot zu reduzieren und damit die Leistungs­fähigkeit zu verbessern. So kann sich das Reiz­klima positiv auf das allgemeine Wohl­befinden auswirken. Allerdings ist zu beachten, dass zu Beginn des Aufenthalts eine Zunahme der Symptome auftreten kann.

▸ Mittelmeer, Nordsee oder Ostsee?

Das Wetter zur Reisezeit spielt ebenfalls eine Rolle. In bestimmten Monaten kann es an der Nord- und Ostsee beispielsweise zu verstärkter Nebel­bildung kommen, die Atem­probleme hervorrufen oder verschlimmern kann. Im Sommer können die hohen Temperaturen am Mittel­meer für Menschen mit COPD belastend sein.

Es ist wichtig, dass Lungenpatient*innen sich im anregenden Klima am Meer nicht überanstrengen und dass sie auf die Signale ihres Körpers achten. Medikamente sollten nicht ohne ärztliche Rück­sprache abgesetzt oder in ihrer Dosis verringert werden – auch dann nicht, wenn Patient*innen dank der Meeres­luft eine Verbesserung ihrer Symptome verspüren. Andernfalls steigt das Risiko für eine Exazerbation, eine Verschlechterung ihrer Erkrankung.

▸ Urlaub mit COPD im Gebirge

Frische Luft und großartige Fernsicht: Ein Urlaub im Gebirge kann viele schöne Seiten haben. Doch auch im Hoch­gebirge tritt Reiz­klima auf. Der niedrigere Luftdruck und Sauerstoff­gehalt der Luft in Höhen­lagen wird von Menschen mit COPD unterschiedlich gut vertragen.

▸ Ab welcher Höhe kann es Probleme geben?

Patient*innen mit einer leicht verringerten Sauerstoff­sättigung benötigen im Alltag in der Regel keinen Sauerstoff. Ab einer Höhe von 1.000 Metern könnten jedoch auch sie sauerstoff­pflichtig werden. Daher ist es ratsam, vor einem Urlaub in den Bergen mit dem ärztlichen Fach­personal zu sprechen. Bei Bedarf kann mithilfe einer Lungenfunktionsprüfung oder mithilfe weiterer Untersuchungen festgestellt werden, ob diese Art der Auszeit im individuellen Fall geeignet ist.

Menschen, die eine Langzeit-Sauerstoff­therapie erhalten, ist von Urlaubs­orten auf mehr als 600 Metern Höhe abzuraten. Zur Einordnung: Der Gipfel der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berg, liegt bereits in 2.962 Meter Höhe.

Besonders wichtig im Gebirge: Der Körper braucht in der Regel mehrere Tage Zeit, um sich auf die Höhen­lage einzustellen. Gehen Sie daher körperliche Aktivitäten langsam an.

Worauf sollten Lungenpatient*innen bei der Wahl des Reiseziels noch achten?

Egal ob Küste, Flach- oder Bergland: Auch die medizinische Versorgung vor Ort und die Ausstattung der Unterkunft sollte für Menschen mit COPD bei der Auswahl des Reise­ziels eine Rolle spielen. Idealerweise

gibt es in der Nähe ein Krankenhaus beziehungsweise eine Arztpraxis 
sowie eine Apotheke.
ist im Notfall Ihr Rück­transport nach Hause möglich. Daher sollten Patient*innen abgelegene, schwer erreichbare Urlaubs­domizile besser meiden.

Mitnahme von Medikamenten in den Urlaub

Ein zentraler Punkt der Reise­vorbereitung ist das Thema Medikamente.

Natürlich ist es grundlegend wichtig, Arznei­mittel, die während des Urlaubs zur Therapie der COPD oder einer anderen Erkrankung benötigt werden, in ausreichender Menge mitzunehmen.

Denken Sie dabei nicht nur an die täglich benötigten Medikamente, sondern auch an Ihre Notfall­medikamente sowie gegebenenfalls an Mittel, die im Fall einer Exazerbation zum Einsatz kommen. Besprechen Sie dies zuvor mit Ihrem ärztlichen Fachpersonal.

▸ An Atteste und Reiseapotheke denken

Insbesondere für Auslands­reisen kann es sehr hilfreich sein, sich in Deutschland ein ärztliches Attest ausstellen zu lassen, das zum Beispiel bei der Zoll­kontrolle den Eigen­bedarf Ihrer Medikamente nachweist (am besten auf Englisch). Einen Vordruck zum Downloaden finden Sie hier.

Zudem sollten Sie sich zuvor darüber informieren, welche Einfuhr­bestimmungen diesbezüglich für Ihr Reiseland gelten. Infos gibt es beim Auswärtigen Amt sowie bei der Botschaft des entsprechenden Landes in Deutschland.

Hinweis: Denken Sie daran, neben den täglich benötigten Medikamenten auch eine gut ausgestattete Reise­apotheke mit einzupacken. So haben Sie bei typischen Urlaubs­beschwerden schnell eine erste Hilfe zur Hand. Eine Checkliste zum Downloaden finden Sie hier.

Welches Transportmittel beim Reisen mit COPD?

Wie kommt man zum Urlaubsort? Je nach Transport­mittel kann es für COPD-Patient*innen unterschiedliche Herausforderungen geben.

▸ Worauf ist beim Flug in den Urlaub zu achten?

Flugreisen – und dabei speziell Langstrecken­flüge – können für Menschen mit Lungen­erkrankungen zum Problem werden. Die Reise­flughöhe liegt in der Regel bei 9 bis 11 Kilometern. In der Kabine herrscht ein Luft­druck wie auf einer Höhe zwischen 2.000 und 2.500 Metern.

Das hat zur Folge, dass die Sauerstoff­sättigung im Blut zurückgeht.

Gesunde gleichen dies durch eine schnellere und tiefere Atmung aus. Menschen mit fortgeschrittener COPD können in dieser Situation auf zusätzlichen Sauer­stoff angewiesen sein. Sie sollten mit der Flug­linie abklären, wie die Versorgung während des Fluges sichergestellt werden kann beziehungsweise welche Vorgaben zum Transport von Geräten, Flaschen und Akkus gelten. Die Bestimmungen können je nach Flug­linie sehr unterschiedlich sein.

Vor dem Abflug sollte auch geklärt werden, welche Medikamente im Hand­gepäck mitgenommen werden dürfen. Beim Transport von Flüssigkeiten gibt es Mengen­beschränkungen.

▸ Reisen mit Auto oder Bahn

Reisen mit dem Auto oder der Bahn sind in der Regel unkomplizierter als mit dem Flugzeug. Falls Sie ein Sauerstoff­gerät nutzen: Flaschen oder Tank müssen im Auto gesichert werden.

Sie möchten Ihr mobiles Sauerstoff­gerät in der Bahn nutzen? Vorsicht, nicht alle Züge und nicht alle Plätze haben funktionierende Steck­dosen zum Laden.

Gut zu wissen: Die Deutsche Bahn bietet bei Bedarf eine Reihe von Service­leistungen an, zum Beispiel Hilfe beim Ein-, Aus- und Umstieg. Informationen bekommt man bei der Mobilitätsservice-Zentrale der Bahn.

▸ Reisen per Schiff

Die Fahrt mit einer Fähre oder einem Kreuzfahrt­schiff ist bei einigermaßen gutem Wetter grundsätzlich eine angenehme Art zu reisen.

Reisende sollten bei der Reederei nachfragen, welche Vorgaben für die Mitnahme von Medikamenten und medizinischen Geräten wie Sauerstoff­geräten gelten. Bei der Gelegenheit können Sie auch gleich erfragen, welche medizinische Versorgung an Bord möglich ist.

Sauerstoff­pflichtige Menschen dürfen übrigens nicht auf allen Schiffen an Bord. Über die Mitfahrt solcher Passagiere entscheiden Reedereien unterschiedlich.

So schön die Aussicht vom Deck eines Schiffs auch ist: Schiffs­abgase können die Atemwege der Lungenpatient*innen reizen. Sie sollten daher darauf achten, sich solchen Abgasen nicht auszusetzen.

Wichtige Dokumente nicht vergessen

Diese Dokumente und Notizen sollten Sie auf Reisen dabeihaben:

  • Impfpass
  • bei Vorliegen: Sauerstoffpass (Werte auf aktuellem Stand)
  • Europäischer Notfall-Ausweis (ENA). Dieser gibt in mehreren Sprachen Auskunft über persönliche Risiko­faktoren wie etwa chronische Krankheiten und mögliche Begleit­erkrankungen.
  • ärztliches Attest zum Medikamenten­eigenbedarf, in der Sprache des Urlaubs­landes oder zumindest auf Englisch
  • eventuell ärztliches Attest über Ihre Erkrankungen
  • wichtige Arztbriefe, die Auskunft über Ihren generellen Gesundheits­zustand geben
  • Adressen von Ärzt*innen/Kliniken/Apotheken am Ziel
  • Kontaktinfos, wer im Notfall zu benachrichtigen ist (Angehörige, Arbeitgeber?)
  • Kontaktinformationen Ihrer behandelnden Praxen in der Heimat

ZUSAMMENFASSUNG

Ob längere Auszeit oder Kurz­urlaub für Lungen­kranke – Ferien tun sicher gut. Und ein Urlaub mit COPD ist grundsätzlich möglich, sollte jedoch immer mit dem ärztlichen Fach­personal abgesprochen werden. Menschen mit der Lungen­erkrankung können in der Regel nicht so spontan mal eben wegfahren oder fliegen, wie es für Gesunde möglich ist. Dies gilt insbesondere für Betroffene, die auf die zusätzliche Versorgung mit Sauerstoff angewiesen sind.

Ihrer Gesundheit zuliebe sollten Patient*innen ihren Urlaub daher gut planen – und mit den Vorbereitungen idealerweise mehrere Wochen vorher beginnen. Der Gesundheits­check in der Arztpraxis, die Auswahl des passenden Urlaubs­orts und Transport­mittels sowie das Organisieren der benötigten Medikamente und Papiere braucht seine Zeit. Zur Sicherheit sollten Reisende zudem bei ihrer Kranken­kasse nachfragen, welche Leistungen im Urlaubs­land versichert sind. Dann steht einer erholsamen Auszeit nichts mehr im Weg.