COPD: Wie Impfungen die Gesundheit schützen

Lesedauer ca. 5 Minuten

Infektions­krankheiten können unsere Gesundheit gefährden. Impfungen sind eine wichtige Schutz­maßnahme und können bei Personen mit Grund­erkrankungen das Risiko verringern, dass Infektionen bei Ihnen Verschlech­terungen (Exazerbationen) auslösen. Menschen mit COPD wird zum Beispiel empfohlen, sich gegen Atemwegs­erkrankungen wie Pneumo­kokken und Keuchhusten, aber auch gegen Gürtelrose impfen zu lassen.

Ein Arzt der eine Spritze aufzieht

COPD: Wie Impfungen die Gesundheit schützen

Ein Arzt der eine Spritze aufzieht
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Infektions­krankheiten können unsere Gesundheit gefährden. Impfungen sind eine wichtige Schutz­maßnahme und können bei Personen mit Grund­erkrankungen das Risiko verringern, dass Infektionen bei Ihnen Verschlech­terungen (Exazerbationen) auslösen. Menschen mit COPD wird zum Beispiel empfohlen, sich gegen Atemwegs­erkrankungen wie Pneumo­kokken und Keuch­husten, aber auch gegen Gürtel­rose impfen zu lassen.

Hintergrund: Wie wirkt eine Impfung?

Unser Immunsystem schützt den Körper durch unterschiedliche Mechanismen vor Krankheits­erregern wie zum Beispiel Bakterien und Viren. Eine mögliche Abwehr­strategie ist die Bildung von Anti­körpern. Das sind Schutz­stoffe, die jeweils passgenau auf einen bestimmten Erreger reagieren.
Beim ersten Kontakt mit dem eindringenden Erreger benötigt der Körper etwas Zeit, um entsprechende Anti­körper herzustellen. Gleichzeitig bildet er jedoch sogenannte Gedächtnis­zellen. Diese können bei einem erneuten Kontakt mit dem nun bereits bekannten Krankheits­erreger sehr schnell die richtigen Anti­körper für die Abwehr produzieren.

Eine Impfung ahmt diesen Prozess nach: Abgeschwächte (Lebend­impfstoffe) oder abgetötete Krankheits­erreger beziehungs­weise deren Teile (Tot­impfstoffe) regen die Bildung von Anti­körpern und Gedächtnis­zellen an. Kommen wir dann in Kontakt mit den jeweiligen Krankheits­erregern, kann unser Körper diese besser abwehren. So schützen Impf­stoffe vor einer möglichen Erkrankung. Daher sind Impfungen wirksame Maßnahmen, um Infektions­krankheiten vorzubeugen.

Welche Arten von Impfungen gibt es?

Bis auf die Impf­pflicht für Masern für Kinder und Beschäftigte in Gemeinschafts­einrichtungen sind Impfungen in Deutschland freiwillig. Allerdings aktualisiert die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut regelmäßig Empfehlungen für die Bevölkerung. Dabei unterscheidet sie sogenannte Standard- und Indikations­impfungen.

  • Standardimpfungen sind für alle Menschen einer bestimmten Alters­gruppe (Säuglinge, Kinder, Jugendliche oder Erwachsene) empfohlen. Meist erfolgt die sogenannte Grund­immunisierung im Kindes­alter, oft durch mehrfache Impfungen innerhalb eines festgelegten Zeit­raums. Anschließend gibt es einmalige (zum Beispiel gegen Masern) oder mehrmalige (zum Beispiel gegen Wundstarr­krampf) Auffrischungs­impfungen im Erwachsenen­alter.
  • Indikationsimpfungen werden nur für Gruppen empfohlen, die ein individuell erhöhtes Risiko haben, eine bestimmte Erkrankung zu bekommen oder Komplikationen zu entwickeln. Zu den Risiko­gruppen gehören Menschen mit einer Grund­erkrankung, beispiels­weise mit einer chronischen Atemwegs­erkrankung wie COPD. Bestimmte Infektions­erkrankungen können bei ihnen schwerer verlaufen. Auch für Kontakt­personen der betroffenen Menschen kann eine Indikations­impfung sinnvoll sein.

Die Kosten für die von der STIKO empfohlenen Impfungen werden üblicher­weise von den gesetzlichen – und in der Regel auch von den privaten – Kranken­kassen übernommen.

Hier finden Sie einen Impfkalender mit aktuellen Empfehlungen der STIKO.

Welche Impfungen werden für Menschen mit COPD empfohlen?

Insbesondere Atemwegs­infektionen können bei Menschen mit COPD zu Verschlechterungen der Lungen­funktion führen. Impfungen gegen die (echte) Grippe (Influenza), COVID-19 (Corona) und RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus), die im Herbst anstehen, sowie gegen Pneumokokken und Keuch­husten können COPD-Exazerbationen vorbeugen und so einen wichtigen Schutz für die Lunge bieten.

Informationen zu Grippe, COVID-19 und RSV sowie den jeweiligen Impfempfehlungen finden Sie hier.​

Expert*innen empfehlen Menschen mit chronischen Grund­­erkrankungen darüber hinaus eine Impfung gegen Gürtel­­rose, denn die Erkrankung kann ebenfalls schwere gesundheitliche Folgen haben. Dabei gilt in allen Fällen: Immer mit den behandelnden Ärzt*innen Rück­sprache halten, welche Impfungen sinnvoll sind.

Pneumokokken-Impfung: Schutz vor Lungen­entzündungen

Pneumokokken sind Bakterien, die bei vielen Menschen den Nasen- und Rachen­raum besiedeln. Bei gesunden Menschen bleibt das oft ohne Symptome. Allerdings: Während ein gesundes Immun­system die Erreger in Schach halten kann, sind Menschen mit einem geschwächten Immun­system oder einer chronischen Lungen­erkrankung wie beispiels­weise COPD durch die Bakterien gefährdet. Bei ihnen lösen Pneumokokken besonders häufig (schwere) Lungen­entzündungen aus. Sie können aber auch für Nasen­nebenhöhlen-, Mittelohr- und Hirnhaut­entzündungen oder für eine „Blut­vergiftung“ (Sepsis) verantwortlich sein.

Durch Pneumokokken ausgelöste Lungen­entzündungen sind eine Haupt­ursache für Erkrankungen und Todes­fälle bei COPD-Betroffenen. Dabei schwächen oft zuerst virale Infekte wie die echte Grippe den Körper, dann erfolgt die Infektion durch die Pneumokokken. Diese sind zu 80 Prozent für bakterielle Lungen­entzündungen verantwortlich.1

Seit Anfang 2022 empfiehlt die STIKO Menschen ab 18 Jahren, die ein erhöhtes Risiko haben schwer zu erkranken, einen Impf­stoff mit Schutz gegen 20 verschiedene Pneumokokken-Typen (PCV20).

Mehr Infos zur Erkrankung finden Sie unten in der Tabelle.

Keuchhusten verursacht zusätzliche Luftnot

Der durch Bakterien verursachte Keuch­husten (Pertussis) ist hoch­ansteckend und dadurch eine der häufigsten Infektions­krankheiten der Atem­wege weltweit. Die Erreger schädigen mit ihren Gift­stoffen die Schleim­häute der Luft­wege, die bei COPD-Betroffenen ohnehin schon verengt sind. Typisch sind mit Luft­not verbundene Husten­attacken bis hin zum Erbrechen, aber auch ein durch Atem­aussetzer ausgelöster Sauerstoff­mangel. Der Husten kann über Wochen anhalten.

Früher galt Keuch­husten als Kinder­krankheit, heute sind 70 Prozent aller Erkrankten ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das Durchschnitts­alter liegt zurzeit bei 42 Jahren.2 Allerdings sind ungeimpfte Säuglinge immer noch besonders gefährdet, schwer zu erkranken.

Die STIKO empfiehlt eine möglichst frühe Grund­immunisierung im Säuglings­alter sowie jeweils einmalige Auffrischungen für alle im Kindes-, Jugend- und Erwachsenen­alter. Denn unser Immun­system ist bei Keuch­husten „vergesslich“ − das bedeutet, weder Impfung noch frühere Infektion bieten lebenslangen Schutz. Doch viele Menschen verpassen die Wiederholungs­impfungen.

Insbesondere Menschen mit COPD sollten darauf achten, die Auffrischung wahrzunehmen. Denn sie haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an Keuch­husten zu erkranken als gesunde Menschen.3

Mehr Infos zur Erkrankung finden Sie unten in der Tabelle.

Gürtelrose als Sonderfall

Gürtelrose (Herpes zoster) ist keine Atemwegs­erkrankung, kann aber schwere gesundheitliche Folgen haben. Eine Analyse mehrerer Studien ergab, dass Personen mit COPD im Vergleich zu gesunden Kontroll­personen ein erhöhtes Risiko haben, an Gürtel­rose zu erkranken. Das gilt für jedes Alter.

Windpocken und Gürtelrose

Die Erreger der Gürtelrose sind die gleichen Viren, die beim ersten Kontakt Wind­pocken hervorrufen. Nach diesem Erst­kontakt nisten sich die Erreger im Körper – genauer: in Nerven­zellen – ein. Dort können sie passiv viele Jahre überdauern und wieder aktiv werden, wenn das Immun­system geschwächt ist. Dann kommt es zur Gürtelrose, einer schmerzhaften Nerven­entzündung. Typisch dafür ist ein streifen- oder gürtelförmiger Haut­ausschlag mit Bläschen – meist an Rumpf oder Kopf.
In etwa 12–15 Prozent der Fälle bleiben die Nerven­schmerzen auch nach Abheilen des Ausschlags bestehen.4 Sie können über Monate bis Jahre anhalten oder sogar chronisch werden. Das Risiko dafür steigt mit dem Alter an.

Da die meisten Menschen über 50 Jahren als Kinder bereits Wind­pocken hatten und somit die Viren in ihrem Körper „schlummern“, können sie an Gürtel­rose erkranken. Daher empfiehlt die STIKO Menschen mit COPD über 50 Jahren, sich gegen Gürtel­rose impfen zu lassen. Der Tot­impfstoff wird zweimal gegeben – und zwar im Abstand von mindestens zwei und maximal sechs Monaten.

Mehr Infos zur Erkrankung finden Sie in der nachfolgenden Tabelle.

Überblick: Pneumokokken, Keuchhusten, Gürtelrose

In dieser Tabelle finden Sie eine Übersicht der oben beschriebenen Erkrankungen.

Informationen zu Grippe, COVID-19 und RSV sowie den jeweiligen Impfempfehlungen finden Sie hier.

Pneumokokken Keuchhusten (Pertussis) Gürtelrose

Erreger

Bakterien
Bakterien
Viren (auch Erreger der Windpocken)

Besondere Kennzeichen

Pneumokokken besiedeln oft den Nasen­rachenraum (symptomlos); sie können obere und untere Atem­wege infizieren. Symptome: oft hohes Fieber, Schüttel­frost
langwieriger trockener Husten, oft mit Husten­anfällen, zum Teil mit Erbrechen und Heraus­würgen von zähem Schleim
meist gürtel­förmiger Haut­ausschlag mit Bläschen; oft sehr schmerzhaft (brennender Schmerz)

Risiko durch Erkrankung

bakterielle Lungen­entzündung, aber auch Hirnhaut-, Herzmuskel, Mittelohr­entzündung
Luftnot durch starkes Husten, ein Viertel der Betroffenen mit Komplikationen: Atem­aussetzer, Lungen­entzündung
langanhaltende (Monate bis Jahre) Nerven­schmerzen

Zeitliche Impfempfehlung laut STIKO

sofort nach COPD-Diagnose, zur Auf­frischung aktuell keine Empfehlung

einmalige Impfung als Erwachsener in Kombination mit Tetanus-Diphtherie (mit oder ohne Polio)

mit COPD: ab 50 Jahren Impfung (zweimal, im Abstand von mindestens zwei und maximal sechs Monaten)

Mögliche Nebenwirkungen der Impfungen

Moderne Impfstoffe sind in der Regel gut verträglich. Da eine Impfung die körpereigene Abwehr anregt, können allerdings leichte Impf­reaktionen mögliche Folgen sein. Diese halten gewöhnlich nur eine kurze Zeit (ein bis drei Tage) an.

Je nach Impfung kann es zu einer Rötung und Schwellung der Einstich­stelle kommen, die vielfach schmerzhaft sein kann. Auch kann ein Juck­reiz an der Einstich­stelle auftreten.

Einige Impflinge bekommen kurzzeitig Allgemein­symptome wie Fieber, Kopf- und Glieder­schmerzen, auch Übel­keit oder Durch­fall sind möglich. Gelegentlich schwellen die Lymph­knoten an und zeigen, dass das Immun­system auf die Impfung anspricht.

Allerdings: Im Vergleich zu einer Erkrankung und ihren möglichen – zum Teil schweren – Komplikationen sind Impf­reaktionen das deutlich kleinere, vorübergehende Übel. Am besten lassen Sie sich von Ihren behandelnden Ärzt*innen individuell beraten, welche Impfungen für Sie sinnvoll sind.

ZUSAMMENFASSUNG

Bei Menschen mit COPD können bestimmte Infektions­erkrankungen einen schweren Verlauf nehmen. Da sie ohnehin an verengten Atem­wegen mit Luft­not leiden, führen Atemwegs­infekte oft zu akuten Verschlechterungen (Exazerbationen). Vor einigen Infektionen können passende Impfungen schützen wie beispiels­weise Impfungen gegen Pneumokokken sowie gegen Keuch­husten. Für COPD-Betroffene ist es ebenfalls wichtig, an die Impfung gegen Gürtelrose zu denken. Das ist eine schmerzhafte Nerven­entzündung mit Haut­ausschlag und möglicherweise chronischen Schmerzen als Langzeit­komplikation.

1Lungenärzte im Netz, Lungenentzündung, https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/lungenentzuendung/vorsorge/, letzter Zugriff am 19.08.2024.
2Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. (Hrsg.), Internisten-im-Netz.de, Auffrischimpfung gegen Keuchhusten auch wichtig für Ältere, Stand: 05.11.2014, https://www.internisten-im-netz.de/aktuelle-meldungen/aktuell/auffrischimpfung-gegen-keuchhusten-auch-wichtig-fuer-aeltere.html, letzter Zugriff am 22.08.2024.
3Simon, S. et al. The role of vaccination in COPD: influenza, SARS-CoV-2, pneumococcus, pertussis, RSV and varicella zoster virus. Eur Respir Rev. 2023 Sep 30; 32(169): 230034. doi: 10.1183/16000617.0034-2023, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10481333/, letzter Zugriff am 19.08.2024.
4Deximed Hausarztwissen online. Post-Zoster-Neuralgie (Nervenschmerzen nach Gürtelrose), Stand: 06.12.2023. https://deximed.de/home/klinische-themen/haut/patienteninformationen/blasen-und-blaeschen/post-zoster-neuralgie-nerveschmerzen-nach-guertelrose, letzter Zugriff 21.10.2024.